Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde auf der ganzen Welt der Opfer gedacht. Auch in New York und Hamburg.

New York/Hamburg. Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 haben in New York und auf der ganzen Welt Feierlichkeiten zum Gedenken an die fast 3000 Terroropfer stattgefunden.

In Hamburg wurde das Hamburger US-Generalkonsulat zum Ort des Gedenkens. Bei der Gedenkfeier in der amerikanischen Vertretung betonte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz die Freundschaft und Solidarität der Hansestadt mit Amerika betont.

Dieser Tag zeige, „wie eng und solidarisch die Bürgerinnen und Bürger in den USA ebenso wie in Hamburg und ganz Deutschland zusammenstehen, wenn es um den Erhalt der Freiheit und der Demokratie geht“, sagte Scholz am Sonntag im Hamburger US-Generalkonsulat bei der Gedenkfeier für die Opfer der Terroranschläge vom September 2001. Hamburg und Schleswig-Holstein hatten zum Jahrestag der Anschläge Trauerbeflaggung angeordnet. In beiden Bundesländern fanden Gedenkveranstaltungen statt.

Auch 66 Jahre nach Kriegsende wisse Deutschland, dass es ohne das Eingreifen Amerikas und seine Hilfe beim Wiederaufbau „die Erfolgsgeschichte von Freiheit, Demokratie und Frieden in der Mitte Europas nicht geben würde“, sagte Scholz. Er sei überzeugt, dass diese Solidarität dazu beigetragen habe, dass Hamburgs Bild in der Welt keinen Schaden genommen habe – „nach allem, was wir nach dem 11. September 2001 über Hamburg als Wohnort von Terroristen erfahren mussten“, sagte Scholz. Die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Konsulat am Alsterufer oder im Hamburger Hafen zeugten bis heute davon, dass dieser Tag auch Hamburg verändert habe.

Drei der vier Terror-Piloten und mindestens sechs mutmaßliche Unterstützer gehörten zu der sogenannten Hamburger Zelle. Als Zentrale galt eine Wohnung in der Marienstraße 54 in Hamburg-Harburg.

Die Hansestadt und das US-Generalkonsulat wollten gemeinsam über eine Stelle des Gedenkens in der Hansestadt nachdenken. Dies könne ein „Ort der Trauer werden, aber auch ein Ort der Verbundenheit, der Solidarität und der Sympathie“, sagte der SPD-Politiker.

Obama und Bush am Ground Zero

Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 haben in New York die Feierlichkeiten zum Gedenken an die fast 3000 Terroropfer begonnen. An der Veranstaltung nahmen auch US-Präsident Barack Obama und sein Vorgänger George W. Bush mit ihren Gattinnen sowie New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg teil. Obama las zunächst eine Bibelstelle vor, hielt aber keine Rede.

Der zehnte Jahrestag war auch in der US-Hauptstadt Washington mit massiven Sicherheitsvorkehrungen verbunden. Alle 3800 Polizisten der Stadt seien zu 12-Stunden-Schichten eingeteilt worden, berichtete die lokale Zeitung "The Examiner“ unter Berufung auf die Metropolitan Police. Hinzu kamen viele Kräfte der Bundespolizei. Zufahrtstraßen zu Regierungs- und Parlamentsgebäuden waren weitgehend gesperrt. Bombenspürhunde untersuchten Fahrzeuge und U-Bahn-Stationen.

Die Klänge einer Dudelsackkapelle hallten in New York über das Areal, an dem bis vor zehn Jahren das World Trade Center gestanden hatte. Lediglich das Geräusch des am neuen Mahnmal herabfallenden Wassers war neben der Musik zu hören.

Anschließend wurden am Ground Zero die Worte von New Yorks Bürgermeister Bloomberg für eine Schweigeminute unterbrochen. Sie markierte den Zeitpunkt 8.46 Uhr Ortszeit, an dem vor zehn Jahren das erste von islamistischen Terroristen entführte Flugzeug den Nordturm des World Trade Centers getroffen hatte.

Fischer relativiert Bedeutung von "9/11" für die Geschichte

Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer hat die Bedeutung des 11. September 2001 für den Verlauf der Weltgeschichte relativiert. Fischer sagte in einem Interview mit "Bild am Sonntag": "Der 11. September hat die USA sehr verändert. Die eigentliche ,Zeitenwende' ist aber der Aufstieg der Schwellenmächte. Ich meine zum Beispiel den Aufstieg Chinas. Das markiert eine neue Epoche." Hier müsse er sich inzwischen selbst ein Stück weit relativieren, so Fischer.

Der Grünen-Politiker glaubt, dass der islamistische Terror überwunden werden kann: "In der Regel besiegt man Terrorismus nicht, sondern er erledigt sich. Wenn sich die Bedingungen und das Umfeld verändern, schwindet der Terror dahin. Wir müssen widerstehen, auch wenn es lange dauert." In diesem Zusammenhang verwies Fischer auf den Umbruch in der arabischen Welt: "Es ist ja etwas Neues aufgetaucht - die Demokratiebewegung in den arabischen Ländern. Das ist für die Terroristen, aber auch für Länder wie den Iran eine bedrohliche Herausforderung. Wenn sich diese Demokratiebewegung durchsetzt, wird sich die Lage im Nahen und Mittleren Osten sehr verändern. Die islamischen Parteien werden zwar eine bedeutende Rolle spielen, aber nicht in Richtung eines Gottesstaates."

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Zugleich plädierte Fischer dafür, die offene Gesellschaft aus Angst vor Terrorismus nicht aufzugeben: "Der Terror erstickt unsere offene Gesellschaft mit Sicherheitsmaßnahmen nur, wenn wir das zulassen. Offene Gesellschaften müssen auch den Mut zur Offenheit haben und zu ihren Werten stehen. Uns kann nicht der Terrorismus besiegen. Uns kann nur unsere Furcht besiegen!"

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Die Anschläge vom 11. September habe er damals, so Fischer, als "eine Kriegserklärung an uns alle" verstanden. "Ein kalt geplanter Terroranschlag, perfekt gemacht und in der Wirkung genau kalkuliert. Die USA militärisch anzugreifen war ja nicht möglich. Es ging darum, den Elefanten mit Moskitostichen so zu reizen, dass er durchdreht." Fischer weiter: "Der psychologische Schock für die USA war vielleicht noch größer als bei dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941. Damals wurde eine Militärbasis im Pazifik attackiert. Hier ging es um Downtown Manhattan! Es ging um den Mythos New York!"

Er selbst habe an jenem Tag keine Hilflosigkeit gespürt, sondern Wut, so Fischer. "Wut auf die, die dieses Verbrechen zu verantworten haben. Es waren doch keine Kampfhandlungen. Die Terroristen wollten Unschuldige töten. Es wurden Piloten, Stewardessen, Passagiere, Köche und Kellner ausgelöscht, eine ganze Restaurant-Crew. Symbole des Kapitalismus? Nichts da. Ganz normale Menschen, Putzkräfte, Klofrauen, technisches Personal, Feuerwehrleute. Es war kein Angriff auf die ,Herrschenden'."

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