Unter den Opfern sind mindestens 15 Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Anschlag in Abuja ist der folgenschwerste auf die UN seit zehn Jahren.

Abuja. Die Zahl der Toten bei dem Selbstmordanschlag auf das Gebäude der Vereinten Nationen in Nigeria ist auf 25 gestiegen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Sonnabend von Krankenhaus-Mitarbeitern in der Hauptstadt Abuja. Bei dem Bombenanschlag waren am Freitag nach Angaben des Gesundheitsministers Onyebuchi Chukwu zudem auch mehrere Dutzend Menschen verletzt worden. Sie werden demnach noch in den Krankenhäusern der Stadt behandelt.

Bei der Explosion waren das Erdgeschoss und der erste Stock des Gebäudes, in dem 26 UN-Organisationen ihre Büros haben, völlig verwüstet worden. Zum Tatzeitpunkt hielten sich mehrere hundert Menschen in dem Gebäudekomplex auf, unter ihnen zahlreiche Ausländer und Diplomaten. Die Polizei bestätigte den Tod einer Norwegerin. Nach ersten Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes gab es keine deutschen Opfer. Zu dem Anschlag am Freitag bekannte sich die radikalislamische Sekte Boko Haram.

Das Internationale Rote Kreuz hatte nach dem Anschlag zunächst von 16 Toten gesprochen. Die Terror-Organisation Boko Haram bekannte sich in einem Anruf beim örtlichen Büro des britischen Senders BBC zu der Tat. In der Vergangenheit hatten die Islamisten wiederholt tödliche Anschläge im bevölkerungsreichsten Land Afrikas verübt.

Unter den Toten sind offenbar mindestens 15 Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Das gab ein stellvertretender UN-Sprecher in der Nacht zum Sonnabend bekannt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte: "Wir haben zwar noch keine genauen Opferzahlen, doch sie dürften hoch sein.“ Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Anschlag aufs Schärfste. Der Präsident der UN-Vollversammlung, Joseph Deiss, sagte, es sei "ein großer Verlust für die UN-Familie“. Der Anschlag war einer der folgenschwersten auf die Vereinten Nationen seit zehn Jahren.

Terror-Bedrohungen an mehreren Fronten

Ein Sprecher von Boko Haram bekannte sich gegenüber dem Hausa-sprachigen Programm der britischen BBC, das im muslimischen Norden Nigerias weitverbreitet ist, zu dem Anschlag. Die Boko Haram veröffentlicht häufig Stellungnahmen über diesen BBC-Dienst. Die radikalen Islamisten haben im vergangenen Jahr mehrere Bombenanschläge in Nordnigeria verübt.

Das ölreiche westafrikanische Land ist außerdem mit Terror-Bedrohungen von mehreren Fronten konfrontiert. Im vergangenen Jahr verübte eine Rebellengruppe aus dem Niger-Delta im Süden während der Feiern zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit mehrere Anschläge. Zwölf Menschen wurden getötet. Zudem gibt es Konflikte zwischen den überwiegend im Süden lebenden Christen und den im Norden die Bevölkerungsmehrheit stellenden Muslimen. Die Boko Haram will eine strenge Auslegung der islamischen Scharia in dem Land durchsetzen. "Das beginnt außer Kontrolle zu geraten“, sagte ein UN-Mitarbeiter. "Wenn sie in das UN-Gebäude gelangen können, können sie das überall sonst auch.“ (dpa/dapd)