Sie reist nach Afrika, er nach Nordkorea: Hillary und Bill Clinton mischen wieder gemeinsam mit. Der Ex-Präsident eiste zwei Journalistinnen aus den Fängen des Diktators Kim los. Was wusste sie von seinen Plänen?

Los Angeles/Hamburg. Er diniert mit dem skurrilsten Diktator der Welt. Sie reist nach Afrika und schüttelt Kinderhände. Das wäre eigentlich sein Job. Denn Bill Clinton hat kein Amt mehr, seit er nach acht Jahren als US-Präsident aus dem Weißen Haus auszog. Und seine Frau Hillary durfte dort als Hausherrin nicht einziehen, bekam aber in Washington in diesem Jahr einen neuen verantwortungsvollen Job: Außenministerin unter Präsident Barack Obama. Das Powerpaar Billary Clinton ist mit einem Paukenschlag zurück auf die internationale Bühne katapultiert worden.

Doch die Lage ist so diplomatisch vertrackt wie sonst früher nur ihre Ehe, die an Höhen und Tiefen nicht gerade arm war: Bill Clinton eiste die in Nordkorea zu Arbeitslager verurteilten US-Journalistinnen los. Er landete mit ihnen freudestrahlend in der Nähe von Los Angeles. Hatte er einen offiziellen Auftrag? Das Weiße Haus sagt nein. Welches Zugeständnis musste er dem Diktator Kim Jong Il machen? Rätsel über Rätsel. Eigentlich müsste seine Frau verärgert schäumen über so viel Privatinitiative eines US-Bürgers in Nordkorea. Die Staaten unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Und Bill Clinton hat sich das Thema Afrika ganz groß auf seine Fahne geschrieben, seit er „Privatmann“ ist. Nun scheint es, als müsse Hillary kurz seinen Job machen, während er in alte Rollen schlüpft, die jetzt für sie reserviert sind.

Bei ihrer Ankunft in den USA haben die die freigelassenen Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee Clinton für seine Vermittlung gedankt. „Die letzten 140 Tage waren die schwierigste, die bitterste Zeit in unseren Leben.“ Ständig hätten sie fürchten müssen, „von einem Moment zum anderen in ein Lager zur Zwangsarbeit abkommandiert zu werden“, sagte Ling. Die Freilassung sei überraschend gekommen: „Uns würde plötzlich gesagt, wir würden zu einem Treffen gebracht“, sagte Ling. „Als wir durch die Tür gingen, sahen wir Präsident Bill Clinton.“ Clinton und sein Team hätten „wundervoll, fantastisch, um nicht zu sagen: supercool“ gehandelt.

Das Ehepaar Obama mit dem Präsidenten Barack und der weltweit bewunderten Michelle hatte den Clintons den Rang abgelaufen – nicht nur im Kampf ums Weiße Haus. Auch der Glamourfaktor der Obamas überstrahlte die matter, weil älter gewordenen Clintons. Nun müht sich Barack Obama, das in der Clinton-Ära unter Hillarys Mitwirkung entwickelte und gescheiterte Großprojekt Gesundheitsreform voranzutreiben. Barack Obamas Popularitätswerte sinken. Außenpolitisch startete er große Initiativen, hat aber noch keinen Coup gelandet wie den, der Bill Clinton jetzt gelang.

Wie die Geschichte der Clintons und der Obamas – allesamt brillante Juristen – weitergeht, ist derzeit ungewiss. Doch durch Bill Clintons Besuch im isolierten nordkoreanischen Reich des Kim Jong Il ist immerhin einer glücklich gemacht worden: ein gefährlicher, kranker Diktator. Kim ließ über seine zensierten Medien verbreiten, in Clinton seien die USA als Bittsteller nach Pjöngjang gekommen. Clinton habe „Worte der aufrichtigen Entschuldigung“ gefunden und Kim eine Botschaft „tiefer Dankbarkeit“ von Präsident Barack Obama übermittelt. Ob das stimmt, wird im Jubel über die „Befreiung“ der Journalistinnen untergehen. Für die Clintons zählt ohnehin nur das Ergebnis