Am Sonnabend werden die sterblichen Überreste des verstorbenen Kaisersohnes beigesetzt. Die Begräbniszeremonie folgt alter Tradition.

Pöcking. Zum Begräbnis des verstorbenen Kaisersohnes Otto von Habsburg leben alte Traditionen wieder auf. Zu Beginn seiner Beisetzung in der Wiener Kapuzinergruft an diesem Sonnabend wird die Trauergemeinde eine ähnliche Einlasszeremonie wie bei der letzten österreichischen Kaiserin Zita erleben.

Bei deren Begräbnis am 1. April 1989 wurde an die verschlossene Tür der Gruft geklopft, in der seit dem 16. Jahrhundert gekrönte und ungekrönte Mitglieder der Familie Habsburg ihre letzte Ruhe finden. Auf die Frage eines Kapuzinermönchs, "Wer begehrt Einlass?“, erfolgte bei Kaiserin Zita als erste Antwort der vollständige Titel der Verstorbenen. "Wir kennen sie nicht“, hieß es aus dem Innern der Gruft. Die gleiche Aussage folgte auf eine Kurzfassung der Titel. Die Tür öffnete sich erst, als die Antwort lautete: "Zita, ein sterblicher, sündiger Mensch.“

Bei Otto von Habsburg wird sich dem Pressebüro Habsburg zufolge die erste Antwort auf seine Herkunft beziehen, die zweite auf seine Ehrungen und Anerkennungen auf seinem Lebensweg, und die dritte Antwort lautet ebenso wie bei der Kaiserin: "ein sterblicher, sündiger Mensch.“

Herz wird getrennt beigesetzt

Wie Pressesprecherin Eva Demmerle erläutert, gründet die Zeremonie in der christlichen Glaubensüberzeugung, dass der Mensch nicht mit den ererbten Titeln und Würden vor Gott treten könne, "auch nicht mit den Ehrungen und Auszeichnungen, die ihm – wenn auch verdient – in seinem irdischen Leben zuteilwurden“. Vor Gott zählten nur der Glaube und die aus dem Glauben erwachsenen guten Werke, die ein Mensch in seinem Leben erbracht hat.

Für die Beisetzung in der Gruft, wo die Särge frei stehen, war es erforderlich, den Leichnam Otto von Habsburgs, wie im Erzhaus üblich, einzubalsamieren. Zum Habsburgischen Begräbniszeremoniell gehörte es früher auch, Körper, Herz und Eingeweide getrennt beizusetzen. In der Wiener Augustinerkirche befindet sich eine eigene Herzgruft. Noch die Eingeweide des Erzherzogs Franz Carl, Vater von Kaiser Franz Joseph, wurden in einer Urne in der Herzogsgruft des Stephansdoms bestattet. Otto von Habsburgs Mutter, Kaiserin Zita, ließ das Herz ihres Mannes, Kaiser Karls, in der Familiengruft im Kloster Muri im schweizerischen Aargau beisetzen, wohin 1989 auch ihr Herz gebracht wurde.

Das Herz Otto von Habsburgs kommt nach Ungarn

Auch das Herz ihres Anfang Juli verstorbenen ältesten Sohnes wird nicht in der Herzgruft ruhen: Auf Wunsch des Verstorbenen erfolgt am Sonntag nach dem letzten Requiem die Beisetzung der Herzurne in der Benediktinerabtei Pannonhalma in Ungarn, 20 Kilometer von der Stadt Györ entfernt. "Die Mönche aus der Abtei waren seine ungarischsprachigen Schullehrer im Exil“, erklärt Otto von Habsburgs jüngste Tochter, Walburga Habsburg Douglas.

Die Familie habe darauf geachtet, dass Bayern genügend Zeit habe, von Otto von Habsburg Abschied zu nehmen, erklärt Erzherzogin Walburga weiter. Ihr Vater habe schließlich mehr als die Hälfte seines Lebens dort verbracht. Aus diesem Grund zogen sich Habsburg Douglas zufolge die Trauerfeierlichkeiten im Freistaat über eine ganze Woche hin, mit der anfänglichen Aufbahrung in der Kirche Sankt Ulrich in Pöcking, dem Requiem am vergangenen Sonnabend in der Kirche Sankt Pius im selben Ort, das der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa zelebrierte, und der Totenmesse in München am Montag mit Kardinal Reinhard Marx.

Nach der Verabschiedung am kommenden Montag durch die Bayerischen Gebirgsschützen und Tiroler Schützenkompanien auf dem Münchner Odeonsplatz wird der Verstorbene in den österreichischen Marienwallfahrtsort Mariazell überführt. „Mariazell war der wichtigste Wallfahrtsort Österreich-Ungarns, einschließlich der slawischen Völker“, erläutert Walburga Habsburg Douglas. Dorthin werden auch die sterblichen Überreste der im Februar vorigen Jahres verstorbenen Frau Otto von Habsburgs, Regina, gebracht, bevor die beiden zusammen ihre letzte Reise nach Wien antreten.