Anderenfalls droht Chinas Staatschef konstanten Ärger oder gar Spannungen an

Washington. Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao hat die USA vor einem Konflikt zwischen beiden Großmächten über Tibet und Taiwan gewarnt. Die Amerikaner müssten die chinesische Hoheit über Tibet und Taiwan anerkennen, da sonst "konstanter Ärger oder gar Spannungen" in der Beziehung zwischen den USA und China drohten, sagte Hu in einer Rede während seines Staatsbesuchs in Washington. Die Frage berühre Chinas Souveränität und territoriale Einheit. "Taiwan und Tibet repräsentieren Chinas Kerninteressen." Die Situation von Tibet und Taiwan gehört zu den Konfliktthemen zwischen den USA und China. Die kommunistische Führung in Peking betrachtet die demokratische Inselrepublik Taiwan, der die USA jüngst Waffen lieferten, als abtrünnige Provinz. Im Fall des nach Autonomie mit kulturellen und religiösen Freiheiten strebenden Tibet wirft China dessen religiösem Oberhaupt, dem Dalai Lama, Separatismus vor. Obama hatte sich vor rund einem Jahr mit dem Dalai Lama in Washington getroffen und war dafür scharf von China kritisiert worden.

Die "New York Times" berichtete, US-Präsident Barack Obama habe zudem Druck auf Hu ausgeübt, um China zu einer härteren Haltung gegenüber Nordkorea zu bewegen. So habe Obama eine mögliche Verstärkung der US-Truppen in Asien angedeutet, um auf einen möglichen Angriff Nordkoreas vorbereitet zu sein.

Die Visite Hus in den USA sollte am Freitag mit einem Auftritt vor Wirtschaftsvertretern in Chicago enden. Die Stadt, in die der chinesische Präsident am Vorabend gereist war, hat große ökonomische und kulturelle Bindungen zu dem asiatischen Land. Unter anderem wollte Hu auch eine der vielen Schulen in Chicago besuchen, die Chinesisch-Unterricht anbieten. Vor seinem Abflug aus Washington hatte sich Hu noch der Kritik von Kongressabgeordneten gestellt. "Wir haben unsere große und fortdauernde Sorge über Berichte von Menschenrechtsverletzungen in China geäußert", teilte der neue Präsident des Repräsentantenhauses, der Republikaner John Boehner, nach einer Zusammenkunft mit.