Gewaltige Protestwelle in den USA vor Thanksgiving. Aufrufe im Internet: „Wir lassen uns nicht befummeln.“ Die Behörden sind verunsichert.

Washington/Hamburg. Schluss mit dem Durchfummeln am Sicherheitscheck: Die Amerikaner haben vor dem zweitwichtigsten Familienfest nach Weihnachten und der erwarteten Reisewelle genug von möglicherweise übertriebenen Maßnahmen an den Flughäfen. Thanksgiving wird in diesem Jahr zum Protesttag, wenn man den Protestforen im Internet und den bereits organisierten Demonstrationen und Blockaden der Fummel-Verweigerer Glauben schenkt. An diesem Mittwoch, einen Tag vor Thanksgiving, wird ein Chaos bei den inneramerikanischen Flügen erwartet, wenn Millionen US-Bürger zu ihren Familien aufbrechen.

Wegen der wachsenden Furcht vor einem neuen Terroranschlag tasten Sicherheitsbeamte an den Flughäfen in den USA die Reisenden seit Monatsanfang intensiv ab, auch die Intimzonen sind nicht mehr tabu. Die Nacktscanner, in den USA „body imaging machines“ genannt, wecken auch bei den Amerikanern Skepsis. Viele Passagiere empfinden außerdem das Abtasten als peinlich und erniedrigend, die neuen Bestimmungen sind in den USA derzeit Top-Gesprächsthema.

Die Behörden geben zu, vom Ausmaß des Unmuts überrascht zu sein. „Wir hatten natürlich erwartet, dass es wegen der neuen Sicherheitsprozeduren Bedenken geben wird“, sagte der Chef der Luftsicherheitsbehörde TSA, John Pistole, im Sender Fox News. „Eine derartige Reaktion haben aber die wenigsten erwartet – mich eingeschlossen“, gab er zu.

Die neuen Regeln sehen vor, dass Passagiere sich in Ganzkörper-Scannern auf Waffen oder Sprengstoff durchleuchten lassen. Fluggäste, die das nicht wollen, können sich alternativ abtasten lassen. Dabei werden nicht mehr wie früher nur die Handrücken benutzt, sondern Finger und Handflächen – am Gesäß, nahe am Schambereich, vom Schritt hinab bis zu den Knöcheln, bei Frauen auch unter der Brust. Das Unbehagen reicht hinein bis in die Regierung. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte im Sender CBS auf die Frage, ob sie sich einer solchen Prozedur gerne unterwerfen würde: „Nein, nicht wenn ich es vermeiden könnte. Wer mag das schon?“

Am Mittwoch wollen sich also Tausende Passagiere den Nacktscannern verweigern und dadurch personal- und zeitintensive Abtast-Untersuchungen erzwingen. „An diesem Tag stehen ganz normale Bürger für ihre Rechte auf“, heißt es in einem Protestaufruf. Die Behörden hätten nicht das Recht, Bürger „praktisch zu entkleiden oder zu befummeln“. TSA-Chef Pistole nimmt die Aktion ernst. Er warnt davor, „dass Leute ihre Flüge verpassen, nur weil protestiert wird“, sagte er. Im Sender ABC sagte er, dass Passagiere „kein Recht auf das Betreten eines Flugzeugs“ hätten, wenn sie sich den Untersuchungen ganz verweigerten. Das Procedere könne nicht grundsätzlich geändert werden, doch werde er nach Möglichkeiten suchen, das Verfahren „weniger zudringlich“ zu gestalten.