Aufständische stürmten am Sonnabend das UN-Gebäude. Im Süden des Landes ist ein Fotograf der “New York Times“ von einer Mine verletzt worden.

Kabul. Aufständische Taliban-Kämpfer haben am Samstag ein hoch gesichertes Gebäude der Vereinten Nationen im afghanischen Herat gestürmt. Mindestens drei in Polizeiuniformen gekleidete Selbstmordattentäter drangen am Mittag in die Anlage der UN-Hilfsmission für Afghanistan (UNAMA) ein, wie der afghanische TV-Sender Tolo berichtete. Zuvor hatte einer der Attentäter ein mit Sprengstoff beladenes Auto in das Eingangstor des UN-Komplexes gefahren und es in die Luft gesprengt. UN-Mitarbeiter wurden bei dem Anschlag nicht verletzt.

Die Angreifer leisteten sich Feuergefechte mit den Sicherheitskräften. Mindestens ein Attentäter starb dabei. Unklar ist noch, ob auch afghanische Wachen bei dem Anschlag getötet oder verletzt wurden. Die Taliban bekannten sich später zu dem Angriff auf das UN-Büro.

Herat ist die zweitgrößte Stadt Afghanistans. Sie liegt im Westen des Landes an der Grenze zum Iran. Die Region galt lange Zeit als ruhig und sicher. Doch auch hier haben die aufständischen Taliban in letzter Zeit an Macht gewonnen. Vor einem Jahr hatten die Taliban in Kabul ein Gästehaus der UN gestürmt. Bei dem Anschlag starben mindestens zwölf Menschen, darunter sechs UN-Mitarbeiter. Seither hat die Organisation große Anstrengungen gemacht, ihre Büros und Unterkünfte besonders zu sichern.

Der Angriff auf den UN-Komplex in Herat kommt zu einem Zeitpunkt, da die Sicherheit der Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Afghanistan immer problematischer wird. Weil die afghanische Regierung ab Ende des Jahres privaten Sicherheitsfirmen die Arbeitslizenz entziehen will, haben einige Hilfswerke bereits die Einstellung von Projekten im Land bekannt gegeben, weil sie nicht mehr für die Sicherheit ihrer Angestellten sorgen können. Ende September war eine britische Hilfsarbeiterin bei einem Projektbesuch im Osten Afghanistans entführt worden. Sie starb zwei Wochen später während einer gescheiterten Befreiungsaktion von US-Spezialkräften.