Die Queen hob den Beitrag der Kirche zum britischen Bildungs- und Sozialwesen sowie den Einsatz gegen Armut und den Klimawandel hervor.

London. Seinen viertägigen Staatsbesuch in Großbritannien hat Papst Benedikt XVI. hat Donnerstag begonnen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche würdigte im schottischen Edinburgh in Anwesenheit der britischen Königin Elizabeth II. den britischen Widerstand gegen die „Nazi-Tyrannei, die Gott aus der Gesellschaft entfernen wollte“. Die Nationalsozialisten hätten vielen „das allgemeine Menschsein“ abgesprochen, vor allem Juden, die als „lebensunwert“ betrachtet worden seien, sagte der aus Deutschland stammende Benedikt bei dem historischen Treffen.

Die Queen würdigte bei der Begegnung mit dem Papst den Beitrag der katholischen Kirche zum britischen Bildungs- und Sozialwesen sowie den Einsatz des Heiligen Stuhls für Frieden, gegen Armut und den Klimawandel. „Religionsfreiheit ist die Grundlage unserer Gesellschaft“, erklärte die 84-jährige Monarchin, die Oberhaupt der Church of England ist.

Nachdem der ehemalige Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper, mit Bemerkungen unter anderem über aggressiven Säkularismus in Großbritannien vor der Papstvisite scharfe Kritik ausgelöst hatte, sprach Benedikt von „nüchternen Lektionen des atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts“.

Vor dem Hintergrund der Christenverfolgung unter den Nationalsozialisten „wollen wir nicht vergessen, wie der Ausschluss von Gott, Religion und Tugend aus dem öffentlichen Leben letztlich zu einer herabwürdigenden Sicht des Menschen führt“, erklärte der Papst. Auf dem Flug nach Edinburgh hatte Benedikt zuvor „tiefe Traurigkeit“ über die jüngsten Missbrauchskandale in der katholischen Kirche bekundet.

Als Gastgeschenk überreichte Benedikt XVI. der Königin eine Kopie des „Lorscher Evangeliars“, einer bedeutenden karolingischen Evangelien-Handschrift. Die um 810 nach Christus in der Schreibwerkstatt von Karl dem Großen in Aachen entstandene Handschrift gilt als Meisterwerk der frühmittelalterlichen Buchkunst. Teile des Originals werden im Vatikan und in London aufbewahrt.

Der ehemalige nordirische Ministerpräsident und protestantische Geistliche Ian Paisley hielt derweil in Edinburgh gemeinsam mit sechzig weiteren Angehörigen der von ihm gegründeten Kirche einen Gottesdienst gegen den Papstbesuch. Benedikt stehe gegen alles, wofür die britische Königin stehe. Ihre Begegnung mit dem Kirchenoberhaupt bezeichnete der ehemalige EU-Abgeordnete, der wegen Protests bei einem Auftritt von Johannes Paul II. im Europäischen Parlament des Saals verwiesen worden war, als „Unsinn“.