Es war vermutlich Rache für die Hinrichtung eines sunnitischen Sektenführers. Der Iran beschuldigt die USA, hinter dem Attentat zu stecken.

Teheran/Berlin. Nach dem Doppel-Selbstmordanschlag vor einer Moschee im Iran ist die Zahl der Opfer auf 27 gestiegen. Der Zustand von elf der mehr als 300 Verletzten sei kritisch, sagte Gesundheitsministerin Marsieh Wahid Dastdscherdi der Nachrichtenagentur Mehr. Ein Abgeordneter der Stadt Zahedan sagte, die Opferzahl könne noch steigen. Nach den Angaben der Agenturen zündete ein als Frau verkleideter Selbstmordattentäter seinen Sprengstoffgürtel an einem Kontrollpunkt der Revolutionären Garden in unmittelbarer Nähe zu der Moschee in der Stadt Zahedan im Südosten des Landes.

Als sich Helfer und schiitische Pilger um die Opfer kümmern wollten, ging der Gürtel eines zweiten Selbstmordattentäters in der Menschenmenge hoch. Der Gouverneur der Provinz Sistan-Beluchistan, Ali-Mohammed Azad, sagte, die Opferzahl werde vermutlich noch weiter steigen. Der Anschlag wird einer Gruppe zugeschrieben, die sich Dschundallah („Gottessoldaten“) nennt. Ihr Anführer Abdulmalik Rigi war im Juni hingerichtet worden. Es wurden auch sechs Mitglieder der in der Nähe der Moschee stationierten Revolutionsgarden getötet. Ein führender Offizier, General Yadollah Javani, beschuldigte die USA und Israel, hinter den Anschlägen zu stecken. Die USA hatten stets bestritten, die „Gottessoldaten“ zu unterstützen. US-Außenministerin Hillary Clinton verurteilte den Anschlag.

Die Regierung in Teheran hatte behauptet, Anführer Rigi habe vor seiner Hinrichtung gestanden, direkte Kontakte zu den Amerikanern unterhalten zu haben. Die Gruppe solle Zwietracht zwischen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und der sunnitischen Minderheit im Iran säen.

Die radikale Sunniten-Gruppe Dschundallah hatte sich auch zu einem Anschlag auf die Revolutionsgarden bekannt, bei dem im vergangenen Oktober mehr als 40 Menschen starben. Zahedan ist die Hauptstadt der Provinz Sistan-Belutschistan, die an Afghanistan and Pakistan grenzt. Die Region gilt als eine der Hauptdrogenrouten nach Europa und als besonders unsicher. Im Mai 2009 waren bei einem Anschlag auf eine Moschee in Zahedan 25 Gläubige getötet und 80 verletzt worden.