Frankreichs Präsident soll Briefumschläge mit 150.000 Euro Bargeld bekommen haben. Er streitet alles ab. Doch es gibt eine Zeugin.

Paris. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach er von der L’Oreal-Erbin Liliane Bettencourt eine Spende in Höhe von 150.000 Euro für den Wahlkampf 2007 erhielt. Auf die Frage, ob der Präsident eine Barzahlung erhalten habe, sagte ein Sprecher des Büros von Sarkozy: „Das ist absolut falsch.“

Das Online-Nachrichtenportal Mediapart hatte zuvor unter Berufung auf die ehemalige Buchhalterin von Bettencourt berichtet, die Milliardärin habe zusammen mit ihrem letzten Ehemann konservativen Politikern regelmäßig Spenden zukommen lassen . Arbeitsminister Eric Woerth sei eine Spende in Höhe von 150.000 Euro in bar in unbeschrifteten Umschlägen überreicht worden. Das Geld sei für Sarkozys Wahlkampf bestimmt gewesen.

Woerth ließ den Bericht ebenfalls zurückweisen. „All das ist falsch“, sagte eine Sprecherin des Ministers der Nachrichtenagentur Reuters. Die ehemalige Mitarbeiterin Bettencourts wurde von Mediapart lediglich als Claire T. bezeichnet.

Woerths Ehefrau war bis vergangenen Monat Vermögensberaterin von Bettencourt. Sie hat den Job wegen des öffentlichen Drucks auf ihren Mann aber an den Nagel gehängt. Bettencourt, die 30 Prozent an L'Oreal hält und als reichste Frau Frankreichs gilt, wird Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Das Portal Mediapart zitierte Claire T. mit den Worten, sie habe über viele Jahre große Summen bei einer Bank aus dem 16. Pariser Arrondissement eingesammelt, die die Bettencourts an Gäste ihrer Villa im Pariser Nobelvorort Neuilly verteilt hätten. „Ständig marschierten Politiker durch das Haus, vor allem in Wahlkampfzeiten. Dede (Andre Bettencourt) war ein großer Spender. Sie alle kamen, um ihre Umschläge entgegenzunehmen, manchmal bis zu 100.000 Euro oder sogar 200.000 Euro“, zitierte Mediapart Claire T.

Sarkozy sei in den neunziger Jahren regelmäßig Gast in der Villa gewesen, als er Bürgermeister von Neuilly gewesen sei. „Nicolas Sarkozy hat auch immer seinen Umschlag bekommen. Es geschah in einem der kleinen Salons im Erdgeschoss neben dem Speisezimmer. Normalerweise war es nach dem Essen soweit“, schrieb Mediapart unter Berufung auf Claire T.

Die Berichte dürften Sarkozy äußerst ungelegen kommen. Seine Umfragewerte haben einen historischen Tiefpunkt erreicht und die Zustimmungsraten für die meisten seiner Minister befinden sich auf Talfahrt. Am Wochenende mussten zwei Staatssekretäre ihren Hut nehmen. Die beiden hatten sich auf Kosten des Steuerzahlers Privatjet-Reisen und Havanna-Zigarren geleistet. Ihre Entlassung gilt als Versuch der Regierung, den ohnehin ungeliebten Minister Woerth im Amt zu halten. Er ist für die geplante Rentenreform verantwortlich, die im Herbst durch das Parlament soll. Es wird erwartet, dass Sarkozy danach das Kabinett umbildet.