Der Führer des Putsches gegen Präsident Touré kündigt die Einberufung einer Nationalversammlung an, die Wahlen organisieren soll.

Bamako. Angesichts des internationalen Drucks auf seine Militärjunta hat der malische Putschistenführer Hauptmann Amadou Haya Sanogo am Sonntag die Verfassung wieder in Kraft gesetzt und Wahlen angekündigt. Nach einem Staatsstreich gegen Präsident Amadou Toumani Touré hatten Soldaten am 21. März die Macht im Land übernommen und die Verfassung suspendiert. Sanogo kündigte die Einberufung einer Nationalversammlung an, die Wahlen organisieren soll. Allerdings gab er keinen Zeitplan bekannt.

Am Montag läuft ein Ultimatum der Nachbarstaaten ab. Sollte die Junta die Macht nicht an eine zivile Regierung übergeben, drohen Finanzsanktionen. Ein ranghoher Berater des Präsidenten der benachbarten Elfenbeinküste sagte derweil, die Mitgliedsstaaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS erwögen eine auf eine Woche befristete Aussetzung der Sanktionen.

+++Rebellen dringen in die Stadt Timbuktu ein+++

Unterdessen machten sich Aufständische vom Volk der Tuareg am Wochenende die chaotische Lage zunutze, um ihren Kampf für einen eigenen Staat vorzutreiben. Nachdem sie am Freitag die Stadt Kidal und am Sonnabend Gao, die größte Stadt im Norden Malis, eingenommen hatten, brachten sie am Sonntag auch Timbuktu unter ihre Kontrolle.

Ein Bewohner Timbuktus sagte, die Rebellen seien nach einem schweren Feuergefecht in die Stadt eingedrungen. Sie seien daraufhin von Haus zu Haus gegangen, um die Menschen aufzurufen, die Ruhe zu bewahren.

Explosionen und Schüsse in Timbuktu

Timbuktu galt als einer der letzten Orte im Norden Malis, der noch von Regierungstruppen kontrolliert wird. Einwohner berichteten am Sonntag, es seien Explosionen und Schüsse aus automatischen Waffen zu hören. Demoralisierte Soldaten hätten in der Nacht schon die Stadt verlassen. Die Menschen versteckten sich in ihren Häusern, berichtete der Einwohner Mohamed Lamine am Telefon. Die Rebellen hätten die malische Flagge vom Gouverneursbüro entfernt.

Am Abend waren der Flughafen, die Verwaltungsgebäude und die Militärlager Timbuktus in der Hand der Rebellen. „Die Stadt ist vollständig unter ihrer Kontrolle“, sagte Hauptmann Ousmane Halle der Nachrichtenagentur AP telefonisch.

Die jüngsten Bodengewinne der Tuareg-Rebellen in den rund 1.300 und 1.200 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernten Städten Kidal und Gao sind bemerkenswert, weil diese Orte bei früheren Aufständen der Tuareg nie in ihre Hand fielen. Die Einnahme Timbuktus ist für die Rebellen der größte Erfolg ihres seit drei Monaten andauernden Aufstands.

Soldaten hatten am 21. März in der malischen Hauptstadt Bamako gegen die Regierung geputscht. Sie werfen dem gestürzten Präsidenten Amadou Toumani Touré vor, die Streitkräfte nicht angemessen für den Kampf gegen die Rebellen ausgerüstet zu haben.