Senat der Budapester Semmelweis-Universität stimmt wegen Verstößen gegen Wissenschaft-Standards für die Aberkennung des Titels für Pal Schmitt.

Budapest. Nun hat auch Ungarn seine Plagiatsaffäre: Dem ungarischen Präsidenten Pal Schmitt ist sein Doktortitel wegen Verstößen gegen wissenschaftliche Standards aberkannt worden. Der Rektor der Semmelweis-Universität in Budapest, Tivadar Tulassay, erklärte am Donnerstag, der Senat der Universität habe mit 33 zu vier Stimmen für die Aberkennung des Titels gestimmt. Schmitts Dissertation entspreche nicht den an eine wissenschaftliche Arbeit gestellten wissenschaftlichen und ethischen Kriterien, hieß es.

Am Dienstag hatte ein fünfköpfiger Untersuchungsausschuss mitgeteilt, dass 200 der insgesamt 215 Seiten von Schmitts Arbeit aus dem Jahr 1992 über die modernen Olympischen Spiele von zwei anderen Autoren kopiert wurden. Zudem rügte das Komitee die inzwischen in der Semmelweis-Universität aufgegangene damalige Sportuniversität, das "ungewöhnliche Ausmaß“ der abgeschriebenen Passagen nicht bemerkt zu haben.

In einem am Dienstag vorgelegten Bericht hatte eine Kommission der Budapester Semmelweis-Universität den Begriff "Plagiat“ noch vermieden. Er enthielt auch keine direkte Empfehlung, Schmitt den Doktortitel zu belassen oder abzuerkennen. Die rechts-konservative Regierungspartei Fidesz, als deren Kandidat Schmitt 2010 vom Parlament ins höchste Staatsamt gewählt wurde, sah bis zuletzt jedenfalls keinen Handlungsbedarf. "In Kenntnis des Untersuchungsberichts betrachtet der Fidesz die Angelegenheit als abgeschlossen“, erklärte die Fidesz-Sprecherin Gabriella Selmeczi.

+++ Guttenbergs Stellungnahme: Plagiat war keine Absicht +++

Das Wochenmagazin "HVG“ hatte Anfang des Jahres aufgedeckt, dass der ehemalige Olympia-Fechter und IOC-Funktionär seine Dissertation größtenteils aus einem Werk des bulgarischen Sportwissenschaftlers Nikolaj Georgijew abgeschrieben haben soll. Die Kommission stellte dazu fest: "Die Arbeit beruht in ungewöhnlich großem Umfang auf textidentischen Übersetzungen.“ 180 der 250 Seiten wiesen "detaillierte Übereinstimmung“ mit dem Werk Georgijews auf.

Für weitere 17 Seiten lasse sich "völlige Textgleichheit“ mit Passagen aus einem Buch des Hamburger Soziologen Klaus Heinemann nachweisen. Zugleich habe Schmitt in seiner Arbeit keinerlei Zitate ausgewiesen und auch nicht mit Fußnoten auf die von ihm verwendeten Quellen verwiesen. Die damalige Universität für Körperkultur habe einen "fachlichen Fehler“ begangen, als sie die Textgleichheiten im Zulassungsverfahren nicht rechtzeitig zur Sprache gebracht habe.

Mit Matrrial von dpa und dapd