Mohamed Merah habe laut US-Behörden auf der “no-fly“-Liste für Terror-Verdächtige gestanden. Paris will derweil neue Gesetze durchsetzen.

Paris/Washington. Mehr als 32 Stunden Nervenkrieg, heftige Feuergefechte mit der Polizei und ein blutiges Ende: Der mutmaßliche Serienmörder von Toulouse ist nach erbittertem Widerstand von einem Scharfschützen mit einem Kopfschuss getötet worden. Nun kommen immer mehr Details ans Licht. Der Verdächtige war offenbar auch im Visier der US-Behörden. Mohamed Merah habe auf der "no-fly“-Liste für Terror-Verdächtige gestanden, berichteten US-Regierungsvertreter am Donnerstag. Auf der Liste stehen Personen, von denen die US-Behörden meinen, dass sie ein Flugzeug zum Absturz bringen könnten. Die Liste ist die schärfste ihrer Art, auf ihr sind etwa 4000 Namen verzeichnet. Wer darauf steht, darf mit einem Flugzeug weder innerhalb der USA reisen noch in die USA hinein oder aus ihr heraus. Die Liste wird geführt vom "Terrorist Screening Center“, das unter der Obhut des FBI arbeitet und Informationen verarbeitet, die von anderen US-Regierungsbehörden stammen.

Nach Angaben aus US-Kreisen war Merah zudem für kurze Zeit von US-Sicherheitskräften in Afghanistan in Haft genommen worden. Es blieb zunächst offen, wann das war und was mit Mareh danach passierte. Die Behörden in den USA und Frankreich haben erklärt, Merah sei 2010 in Afghanistan gewesen, um an einem Training islamistischer Militanter teilzunehmen. Er habe an der afghanisch-pakistanischen Grenze einige Zeit mit Militanten verbracht, sei gefangengenommen worden und wieder nach Frankreich zurückgekehrt. Nach französischen Angaben war Merah auch danach noch in Afghanistan, kehrte aber selbstständig nach einer Hepatitis-Erkrankung wieder nach Frankreich zurück.

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Merah – ein Franzose algerischer Herkunft – soll bei einem Anschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse drei Kinder und einen Lehrer erschossen haben. Auch drei Fallschirmjäger soll er getötet haben. Der Islamist handelte nach eigenen Worten im Namen der Al-Kaida. Er war am Donnerstag nach einem Schusswechsel mit der Polizei getötet worden.

Lehrerin ordnet Schweigeminute für Serienmörder von Toulouse an

Eine Schweigeminute für den toten Serienmörder Mohamed Merah bringt eine französische Sprachlehrerin aus Rouen in Bedrängnis. Frankreichs Bildungsminister Luc Chatel verlangt die "sofortige Suspendierung“ der Pädagogin sowie die Einleitung disziplinarischer Maßnahmen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Die Lehrerin hatte ihre Schüler am Morgen eine Minuten lang dem Attentäter gedenken lassen und behauptet, der Bezug Merahs zu Al-Kaida sei eine Erfindung der Medien und auch von Präsident Nicolas Sarkozy. Einige Schüler sollen daraufhin die Klasse verlassen haben.

Paris will nach Mordserie schnellstens neue Gesetze durchsetzen

Nach der Mordserie sollen in Frankreich neue Gesetze gegen Hassprediger noch vor der Präsidentenwahl verabschiedet werden. Premierminister François Fillon sagte am Freitag im TV-Sender RTL, im Falle einer Zustimmung aller Parteien sei die Billigung durch das Parlament noch vor dem ersten Wahlgang am 22. April möglich. Ein entsprechender Gesetzesentwurf würde in den kommenden zwei Wochen dem Kabinett präsentiert werden. Präsident Nicolas Sarkozy hatte als Konsequenz aus den Serienmorden von Toulouse die Bestrafung von Hasspredigern im Internet und deren Anhängern angekündigt. Zudem soll jede Person bestraft werden, die sich im Ausland indoktrinieren lässt.

Polizeigewahrsam für Merahs Angehörige verlängert

Die französische Staatsanwaltschaft hat unterdessen den Polizeigewahrsam für seine Mutter sowie seinen Bruder und dessen Frau verlängert. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf Ermittlerkreise. Vor allem der 29 Jahre alte Bruder steht demnach im Verdacht, radikalen muslimischen Extremisten nahezustehen. Er hat nach diesen Angaben jedoch bisher stets erklärt, über die kriminellen Machenschaften seines Bruders Mohamed Merah nicht im Bilde gewesen zu sein. (dpa/dapd)