Trotz schlechter Umfragewerte will der französische Präsident für eine zweite Amtszeit kandidieren. Die erste Wahlrunde ist am 22. April.

Paris. Die Umfragewerte des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sind schlecht. Trotzdem will er es noch einmal wissen. Am Mittwochabend verkündete er seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit bei den Wahlen Ende April. „Ja, ich bin Kandidat der Präsidentschaftswahlen“, sagte der Staatschef am Mittwochabend im französischen Fernsehsender TF1. Bereits seit Monaten liegt Sarkozy in den Umfragen hinter seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande. So sah eine Umfrage den Sozialisten in einer möglichen Stichwahl gar mit 20 Punkten vor dem Konservativen Sarkozy.

So dürfte der Präsident einer wenig aussichtsreichen Abstimmung entgegensehen. Bleiben ihm doch nur noch zwei Monate, um enttäuschte Wähler wieder zurückzugewinnen. Die erste Runde der Wahlen findet am 22. April statt, die zweite am 6. Mai. Eine erneute Kandidatur Sarkozys war erwartet worden.

Im Fokus stehe für ihn, mehr Leute in Lohn und Brot zu bringen, sagte Sarkozy, der zum Teil die Finanzkrise für die Schwierigkeiten der französischen Wählerschaft verantwortlich machte. Er versprach ein Referendum über Arbeitslosenhilfen und die Qualifizierung von Arbeitslosen. Um die französische Lebensart zu erhalten, seien weitere Reformen nötig, sagte der Präsident. Man könne nicht so tun, als ob die Krise nicht existiere, sagte er.

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Bereits zuvor hatte sich Hollande über die anstehende Ankündigung Sarkozys lustig gemacht. „Welche Neuigkeit! Welche Sensation! Der Präsidentschaftskandidat ist seit fünf Jahren Kandidat“, spottete der Sozialist. Seit dem Kriegsende ist keinem so weit abgeschlagenen französischen Präsidentschaftskandidaten zu so einem späten Zeitpunkt noch ein Comeback gelungen.

Die Präsidentschaftswahl dürfte europaweit Auswirkungen haben. Schließlich hat sich Sarkozy in der Schuldenkrise besonders stark für den Erhalt des Euro eingesetzt. Meinungsforscher weisen darauf hin, dass seine politischen Schwierigkeiten womöglich nicht zuletzt auch von seinem eigenen Umgang mit den wirtschaftlichen Problemen Frankreichs herrühren.

So werfen Kritiker Sarkozy vor, es sei ihm nicht gelungen, wie versprochen die Kaufkraft zu stärken. Stattdessen habe er das eigene Gehalt erhöht und den Präsidentenpalast ausstaffiert, was nicht zum kulturellen Selbstverständnis Frankreichs passe.

Am frühen Mittwoch hatte Sarkozy sein persönliches Twitter-Konto eingerichtet und ungewöhnlich bescheiden all jenen gedankt, „die mir netterweise folgen werden“. Innerhalb von Stunden hatte der Präsident bereits Zehntausende sogenannte Follower.

Bereits für Donnerstag wird Sarkozy zu einer Wahlkampfveranstaltung seiner Partei UMP in der Alpenstadt Annecy erwartet. Am Sonntag wird er voraussichtlich in der Hafenstadt Marseille auftreten. (dapd)