Helen Thomas schüttelte John F. Kennedy die Hand und spielte in Hollywood-Filmen mit. Jetzt hat sich die Grande Dame arg verplappert.

Washington/Hamburg. Rund 50 Jahre lang berichtete Helen Thomas über das Weiße Haus, jetzt hat die amerikanische Korrespondenten-Legende wegen umstrittener Äußerungen über Israel den Hut genommen. Die Bemerkungen der 89-Jährigen hatten in der jüdischen Gemeinschaft, im Weißen Haus und bei Journalisten-Kollegen Empörung ausgelöst. Thomas befinde sich ab sofort im Ruhestand, teilte ihr Arbeitgeber Hearst News Services mit.

Am 27. Mai hatte Thomas in einem spontanen Interview mit RabbiLive.com gesagt, es sei Zeit für die Israelis, sich „zum Teufel nochmal“ aus Palästina zurückzuziehen. Das Land gehöre den Palästinensern und nicht Israel. Die Juden sollten stattdessen „heimkehren“ – nach Deutschland, Polen oder die USA.

Neben jüdischen Organisationen hatte auch das Weiße Haus diese Äußerungen als „beleidigend“ bezeichnet. Thomas selbst entschuldigte sich für ihre Worte. „Sie spiegeln nicht meine von Herzen kommende Überzeugung, dass es nur dann Frieden im Nahen Osten geben wird, wenn alle Seiten die Notwendigkeit gegenseitigen Respekts und gegenseitiger Toleranz anerkennen.“

Thomas war über die USA hinaus ein bekanntes Gesicht. Sie saß bei Pressekonferenzen im Weißen Haus in der Mitte der ersten Reihe und feuerte ihre Fragen an die jeweiligen Präsidenten ab. Mit zunehmendem Alter wurde sie immer aggressiver, machte aus ihren eigenen politischen Standpunkten keinen Hehl. So bekam der Republikaner George W. Bush wegen des Irak-Krieges wiederholt ihren Unmut zu spüren – und er reagierte oft sichtlich mit Ärger. Thomas berichtete von 1961 an für United Press International über das Weiße Haus, bevor sie dann vor zehn Jahren Kolumnistin für Hearst Newspapers wurde.

Präsident Barack Obama war der zehnte Amtsinhaber, der Thomas bei einer Pressekonferenz aufgerufen hat. Sie spielte sich unter anderem im Präsidenten-Film „Dave“ (Kevin Kline, Sigourney Weaver) selbst. Sie kommt aus einer Familie mit neun Kindern, die von Einwanderern aus dem Libanon abstammt, und kam 1943 zum Journalismus. Ihr einfacher wie markanter Spruch nach jeder Präsidenten-Pressekonferenz war „Thank you, Mr. President.’’