Das Außenministerium in Peking spricht von einer “Schädigung der bilateralen Beziehungen“. Die USA soll sich nicht weiter einmischen.

Hamburg/Washington. Der Besuch des Dalai Lama im Weißen Haus hat erwartungsgemäß zu einer schweren Verstimmung zwischen den USA und China geführt. Das Außenministerium in Peking bestellte den amerikanischen Botschafter Jon Huntsman ein und erklärte ihm, das Treffen stelle eine "ernsthafte Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas" dar und schade den bilateralen Beziehungen.

Ganz als habe Peking mit derartigen Forderungen an US-Präsident Barack Obama nicht gerade eine Bauchlandung erlebt, tönte das Außenamt: China verlange, dass die USA "unverzüglich Maßnahmen einleiten, um die schädlichen Auswirkungen zu beseitigen, und damit aufhörten, sich mit anti-chinesischen separatistischen Kräften, die eine Unabhängigkeit Tibets anstrebten, zu verschwören und sie zu unterstützen". In ihrer Kernaussage ist die gedrechselte Forderung falsch: Der Dalai Lama, geistliches Oberhaupt der Tibeter und 1959 vor den Besatzern geflohen, fordert nicht die Unabhängigkeit, sondern lediglich eine größere Autonomie für sein Volk.

Obama hatte dem Druck Pekings nach einem Verzicht auf das Treffen nicht nachgegeben, den Chinesen aber mit einer subtilen Geste zu verstehen gegeben, dass er an einer Eskalation des Streites nicht interessiert ist: Der Präsident hatte den Dalai Lama nicht als Staatsgast im Oval Office empfangen, sondern als privaten Besucher im benachbarten Map Room, dem Kartenraum. Das Gespräch dauerte dann eine Stunde und fand offenbar in angenehmer Atmosphäre statt. Obama forderte einen direkten Dialog Pekings mit dem Dalai Lama. Dieser warf den Chinesen nach dem Treffen eine "kindische" Tibet-Politik vor.

Im Oktober hatte Obama den Dalai Lama aus Rücksicht auf China nicht empfangen - er wollte die Beziehungen zu Peking auf eine neue Basis stellen. Doch im Dezember auf dem Klima-Gipfel in Kopenhagen wurde der US-Präsident von der chinesischen Delegation geradezu gedemütigt. Barack Obama hat mit dem Treffen im Weißen Haus das Risiko einer neuen Eiszeit bewusst in Kauf genommen. Kurz zuvor schon hatte er Taiwan, das von Peking als abtrünnige Provinz betrachtet wird, Waffenlieferungen im Wert von sechs Milliarden Dollar zugesagt. Als enger Handelspartner Teherans könnte Peking nun Obamas Bemühungen um eine Lösung im Streit um das iranische Atomprogramm behindern.