Wer steckt hinter dem Mord an dem Hamas-Führer Mabhuh? Israel hält entsprechende Vorwürfe gegen den Mossad für lächerlich.

Jerusalem. Israel hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach der israelische Geheimdienst Mossad hinter dem Mordanschlag auf den Hamas-Führer Mahmud Abdel Rauf el Mabhuh in Dubai stecken soll. Die dortige Polizei habe keinerlei Beweise dafür vorgelegt, sagte ein hochrangiger israelischer Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. „Bis heute weiß niemand, was passiert ist“, sagte er. Die Polizei habe nicht einmal die genauen Umstände des Todes von Mahmud Abdel Rauf el Mabhuh erläutert. „Es gibt nicht einmal einen Beweis, dass er ermordet wurde“, sagte der Israeli. Auf den Aufnahmen der Überwachungskameras seien nur Leute zu sehen, die telefonieren. Vor diesem Hintergrund sei es „lächerlich“, mit einem Haftbefehl gegen den Mossad-Chef Meir Dagan zu drohen, sagte der israelische Vertreter.

Der Hamas-Führer Mabhuh, der von Israel unter anderem für die Entführung und Ermordung zweier israelischer Soldaten verantwortlich gemacht wird, war am 20. Januar in einem Luxushotel in Dubai ermordet worden. Bei dem Mordkomplott waren von den Tätern nach Angaben aus Dubai insgesamt sechs britische, drei irische Pässe sowie ein deutscher und ein französischer Pass eingesetzt worden. Die internationale Polizeibehörde Interpol leitete eine Fahndung nach elf Verdächtigen ein. Interpol geht davon aus, dass es sich um gefälschte Pässe handelt und die Namen unschuldiger Bürger benutzt wurden.

Dubai vermutet den israelischen Geheimdienst Mossad hinter dem Attentat. Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman erklärte allerdings in einer ersten offiziellen Erklärung unter Hinweis auf die übliche Praxis der Regierung: „Israel reagiert nie (auf derartige Vorwürfe), bestätigt sie nie und dementiert sie nie.“ Er fügte hinzu, er wisse nicht, weshalb angenommen werde, dass Israel oder der Mossad die betreffenden Pässe genutzt haben sollten.

Dubais Polizeichef Dhahi Chalfan forderte dennoch am Donnerstag einen internationalen Haftbefehl gegen Dagan, sollte sich die Drahtzieherschaft des Geheimdienstes in dem Fall bestätigen. Wenn sich dies bewahrheite, „was derzeit sehr wahrscheinlich ist“, solle Interpol einen internationalen Haftbefehl für den Mossad-Chef ausstellen, weil ihn dies zum „Mörder“ mache, sagte Dhahi Chalfan im Interview mit dem Fernsehsender von Dubai. Der Polizeichef schlug ein internationales Ermittlerteam mit Vertretern aus Großbritannien, Irland, Frankreich und Deutschland vor.

Doch wie die Zeitung „Le Parisien“ jetzt unter Berufung auf Ermittler berichtet, soll ein Verdächtiger mit einem französischen Pass möglicherweise der Drahtzieher des Mordes gewesen sein. Der Mann, der laut Pass Peter Elvinger heißt und auf dem Foto Vollbart, rasierte Glatze und Brille trägt, gelte als einer Hauptverantwortlichen.

Gestern veröffentlichte Interpol bereits die Passfotos und Namen der elf Verdächtigen im Internet stellte eine „Red Notice“ aus. Dabei handelt es sich nicht um einen internationalen Haftbefehl. Interpol hilft damit nach eigenen Angaben lediglich der Polizei der Vereinigten Arabischen Emirate, die von ihr per Haftbefehl gesuchten Personen zu identifizieren und aufzuspüren. Unter den Verdächtigen sind zehn Männer und eine Frau mit langen blonden Haaren.

Angesichts der Tatsache, dass auch ein deutscher Pass benutzt wurde, forderten in Berlin SPD und Linke, den Fall zügig vor das Parlamentarische Kontrollgremium zu bringen, das die Arbeit der Geheimdienste überwacht. „Wir werden auf Aufklärung durch die zuständigen Stellen drängen“, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionschef Olaf Scholz „Spiegel Online“. Das Gremium solle vor allem überprüfen, wieso einer der mutmaßlichen Täter angeblich einen deutschen Pass hatte. Seit Tagen bemühen sich deutsche Behörden um die Klärung der Frage, ob der Ausweis gefälscht ist oder der Mossad die Identität eines Deutschen zur Tarnung benutze. „Wenn es eine deutsche Komponente gibt, will ich Informationen und Aufklärung“, sagte SPD-Innenexperte Michael Hartmann. Auch der rechtspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Wolfgang Neskovic, forderte Informationen von der Bundesregierung. Es handle sich um einen sehr ernst zu nehmenden Fall, sagte er „Spiegel Online“.