Die Hinrichtung eines mehr oder minder schuldigen Menschen gehört in China zu den alltäglichen Vorgängen. Der von Amnesty International ermittelten Mindestzahl von 1718 vollstreckten Todesurteilen in diesem Jahr - allein dies wären mehr als 70 Prozent aller Hinrichtungen auf der Welt - steht eine bedrückende Dunkelziffer gegenüber, die bis zu 10 000 Exekutionen reicht.

Individuelle Menschenrechte, selbst jene von psychisch Beeinträchtigten, stehen auf der Prioritätenliste der KP Chinas traditionell nicht sehr weit oben. Todesurteile sind in China ein probates Instrumentarium, um sich krimineller Elemente, aber auch politisch Unliebsamer zu entledigen. Und demjenigen, der mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte vertraut ist, wird angesichts der mobilen Hinrichtungsbusse mit Giftspritzenautomaten, die Chinas Justiz auch einsetzt, ein kalter Schauer über den Rücken laufen.

Die Hinrichtung eines ausländischen Staatsbürgers allerdings ist alles andere als alltäglich - die letzte fand vor 58 Jahren statt. Drogenschmuggel ist in jedem Staat ein schweres Verbrechen. Aber China hätte den offenbar verwirrten Briten Akmal Shaikh, der die fatale Eselei beging, Heroin für eine Drogenbande nach China zu schmuggeln, aus humanitären Gründen zumindest mit dem Leben davonkommen lassen können. Dass Peking die fast 30 intensiven Gnadenappelle der britischen Regierung und das Flehen der entsetzten Familie ebenso wie ärztliche Atteste kaltschnäuzig ignorierte, ist nicht nur Indiz für einen gnadenlosen Justizapparat. Es ist ein klares Signal an den Westen. Akmal Shaikh hat dem Regime in Peking die Möglichkeit geliefert, dem Westen auf sehr drastische Weise klarzumachen, dass man sich jede Einmischung beim Thema Menschenrechte verbittet.