Teheran -. Nach den blutigen Unruhen in Teheran dauert die Verhaftungswelle weiter an. Betroffen waren die Schwester von Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi und ein Mitglied der Familie von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi. US-Präsident Barack Obama forderte die sofortige Freilassung aller Festgenommenen.

Die Medizinprofessorin Noushin Ebadi wurde in ihrem Haus in Teheran von vier Geheimdienstagenten abgeholt und ins Gefängnis gebracht. Die iranische Nobelpreisträgerin Schirin Ebadi sagte dazu in London, ihre Schwester werde nur deswegen bestraft, weil sie mit ihr telefoniert habe. "Sie war gewarnt worden, nicht mit mir in Kontakt zu treten", sagte die Menschenrechtsanwältin. "Sie war weder politisch aktiv noch an irgendeiner Kundgebung beteiligt."

Auf Webseiten der Oppositionsbewegung wurde von weiteren Festnahmen berichtet, unter ihnen Mussawis Schwager Schapur Kasemi und der kritische Journalist Maschallah Schamsolwaesin. Ein Neffe Mussawis ist unter den acht Toten vom Sonntag.

Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad machte die USA und Israel mit drastischen Worten für die Protestwelle gegen seine Regierung mitverantwortlich. "Das ist ein von den USA und den Zionisten (Israel) inszeniertes Schauspiel, das wir zum Kotzen finden", sagte der Präsident in einer Reaktion auf die jüngsten Proteste gegen ihn. Die iranische Regierung beschuldigte auch Großbritannien, die Protestbewegung zu schüren. Das Außenministerium berief den britischen Botschafter ein, um ihm eine Beschwerde zu übergeben.

Der Sprecher des Ministeriums, Ramin Mehmanparast, sagte, die Proteste seien das Werk einer kleinen Minderheit. Staaten wie die USA und Großbritannien würden sich "verrechnen", wenn sie sich auf die Seite der regierungsfeindlichen Proteste stellten. "Terroristische Gruppen" mit Unterstützung aus dem Ausland seien für die Toten verantwortlicht. Internationale Kritik am Vorgehen gegen Regierungsgegner wies der Iran zurück. Außenminister Manuchehr Mottaki warf London vor, sich in innere Angelegenheiten des Irans eingemischt zu haben. Großbritannien riskiere "einen Schlag ins Gesicht", wenn es sich nicht aufhöre, "Unsinn zu reden", sagte er. Als Konsequenz aus dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei forderte der Vorsitzende des Auswärtigen Bundestagsausschusses, Ruprecht Polenz, Sanktionen gegen Funktionäre des iranischen Regimes. Die Europäische Union müsse deutlich machen, dass diejenigen, die in der Regierung etwa als Staatsanwälte oder Polizeichefs Verantwortung trügen, nicht willkommen seien, sagte Polenz im Deutschlandfunk.