Zagreb. Er ging als klarer Favorit ins Rennen. Bei der ersten Runde der Präsidentenwahl in Kroatien hat sich wie erwartet ein Sieg des Sozialdemokraten Ivo Josipovic abgezeichnet. Laut Nachwahlbefragungen, die das Fernsehen gestern Abend nach Schließung der Wahllokale veröffentlichte, kam er auf fast 33 Prozent der Stimmen. Offizielle Ergebnisse dürfen wegen der gesetzlichen Wahlruhe erst am Montag veröffentlicht werden. Auf dem zweiten Platz lag der Bürgermeister der Hauptstadt Zagreb, Milan Bandic (54), für den 14,1 Prozent stimmten.

Da Josipovic aber die absolute Mehrheit verfehlte, muss er sich am 10. Januar einer Stichwahl stellen. Der 52-Jährige ist Experte in internationalem Strafrecht und komponiert auch klassische Musik. Gegner werfen ihm vor, dass es ihm an politischer Erfahrung fehle. Im Gegensatz zu Bandic werden ihm keine Korruptionsaffären nachgesagt. Korruption war im Wahlkampf ein wichtiges Thema, da das Land 2012 den EU-Beitritt anstrebt. In Brüssel wird genau darauf geachtet, was die Anwärter gegen die Korruption unternehmen.

Insgesamt bewarben sich zwölf Kandidaten um die Nachfolge für Staatschef Stipe Mesic, der laut Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren durfte. An dritter Stelle hinter Bandic lag in ersten Trends der Kandidat der regierenden konservativen Partei, Andrija Hebrang (63), mit 12,1 Prozent der Stimmen. Die Beteiligung der 4,4 Millionen Wahlberechtigten lag laut Wahlbehörde deutlich unter der Quote von 2005. Damals hatten drei Stunden vor Schließung der Wahllokale 41 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt. Am Sonntag waren es zur selben Zeit nur knapp 34 Prozent.

Der neue Präsident erbt ein wirtschaftlich angeschlagenes Land: Im November lag die Arbeitslosigkeit in Kroatien bei gut 16 Prozent, für das neue Jahr wird mit einem Wirtschaftswachstum von nur 0,5 Prozent gerechnet. In Kroatien sind die Kompetenzen zwischen Präsident und der Regierung weitgehend geteilt. So hat der Staatschef auch in der Außenpolitik maßgebliche Befugnisse. Unter Präsident Mesic gelang dem Land in diesem Jahr der Beitritt zur Nato. Die EU-Beitrittsverhandlungen werden indes durch einen Grenzstreit zwischen Kroatien und dem seit 2004 zur EU gehörenden Slowenien erschwert. Die Länder streiten sich seit ihrer Unabhängigkeit 1991 um einen kleinen Landstreifen und ein Seegebiet.