Statt Glückwünschen zum hohen Fest der Christen will der Chef der Internationalen Vereinigung islamischer Gelehrter Weihnachten verbieten.

Hamburg/Doha. Der Papst und führende islamische Geistliche haben es vorgemacht: Man beglückwünscht sich gegenseitig zu den hohen Festen. Da reicht der Katholik dem Muslim die Hand, man respektiert die Feiertage. Doch einer der Chefideologen der arabischen Welt hat die Nase gestrichen voll von den "vier oder fünf Meter hohen Tannen in den Shopping-Malls von Doha", von Friedensnobelpreisträger Barack Obama und davon, dass "nicht einmal die Muslime den Geburtstag von Mohammed, dem Propheten" feiern.

Jussuf al-Qaradhawi, Chef der Internationalen Vereinigung islamischer Gelehrter, will Weihnachten verbieten. Vorerst nur in der islamischen Welt. Aber das ist ausbaufähig. Al-Qaradhawi nahm zuletzt in Malaysia einen Preis für seine Verdienste um den Islam entgegen. Bei der Zeremonie sagte er: "Es gibt Anzeichen für den kurz bevorstehenden Sieg des Islam." Die islamische Nation sei bereit, den Platz der dunklen und vor dem Fall stehenden westlichen Kultur einzunehmen.

Das Middle East Media Research Institute veröffentlichte jetzt einen Beitrag des betagten Vordenkers, in dem al-Qaradhawi sich darüber lustig macht, dass die Christen nicht einmal sicher seien, wann genau Jesus geboren sei. Mal werde Weihnachten im Dezember, mal im Januar gefeiert. Tatsächlich findet bei osteuropäischen Christen das Fest erst im Januar statt. Mit der Oktoberrevolution 1917 wurde in der Sowjetunion Weihnachten im Prinzip verboten. Der Denkanstoß aus Doha steht also in einer gewissen Tradition.

Das Video des Predigers war bei "Spiegel online" und auf einschlägigen Websites zu sehen. Al-Qaradhawis Freitagsgebet hat bei YouTube allerdings noch nicht so viele Freunde gefunden. 512 Internetuser konnten sich bis Mittwochnachmittag dazu durchringen, den Weihnachtsboykott anzuklicken. Denn der Prediger geißelt die Muslime dafür, dass sie mit Weihnachten auch noch Geld verdienen. Dass das christliche Fest auch den Konsum in den Einkaufstempeln der muslimischen Welt antreibt, passt ihm nicht. Diese Geschäftsleute verlören ihre muslimische Identität: "Dürfen etwa die Muslime in Europa und Amerika ihre Feiertage in den Einkaufszentren feiern?" Al-Qaradhawi könnte es nicht nachprüfen. In die USA, nach Großbritannien und in westliche Staaten darf er nicht einreisen.

Eine besondere Spitze hält der radikale Islamgelehrte für US-Präsident Barack Obama bereit: Den Friedensnobelpreis habe Obama sowieso nicht verdient. Es gebe keinen Frieden im Irak, in Afghanistan, Somalia. "Es gibt keinen Frieden in irgendeinem Land."