Washington. Klappern gehört zum Handwerk: US-Präsident Barack Obama hat sich in einem Gespräch mit Talkmasterin Oprah Winfrey für sein erstes Amtsjahr "eine solide Zwei plus" gegeben. Während die meisten Beobachter inner- und außerhalb der USA den Präsidenten noch vor einem Berg ungelöster Probleme stehen sehen, zeigte er sich - mit dem Friedensnobelpreis im Rücken - überaus selbstbewusst. Es habe in der Außen- und Wirtschaftspolitik Fortschritte gegeben. Allerdings seien einige Vorhaben, wie etwa die Gesundheitsreform oder die Schaffung von Arbeitsplätzen, noch nicht erledigt. Daher könne er sich keine bessere Note geben.

Die Arbeitslosenrate in den USA war im September auf über zehn Prozent gestiegen. Dass die Wirtschaft zwar wieder gewachsen, ein Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt aber ausgeblieben sei, bezeichnete Obama als "Bürde". Positiv bewertete er den Abzug aus dem Irak und die neue Strategie für Afghanistan. Wenn er im Büro sitze, werde ihm die Verantwortung bewusst, die er trage: "Dieses Büro erinnert einen daran, was auf dem Spiel steht, wie viele Hoffnungen und Träume auf dem beruhen, was im Weißen Haus vorgeht", sagte Obama. Die einstündige Weihnachts-Sondersendung mit Obama und seiner Frau Michelle wird am Sonntag vom Fernsehsender ABC ausgestrahlt.

Währenddessen zeichnet sich ab, dass Obama möglicherweise noch länger auf grünes Licht für eine umfassende Gesundheitsreform warten muss. Die für diese Woche geplante Abstimmung im Senat könnte sich verzögern: Grund ist der Streit über eine Kompromissformel, die liberale und gemäßigte Demokraten entworfen haben. Demnach sollen Bürger künftig schon mit 55 Jahren Zugang zur staatlichen Krankenversicherung für Senioren (Medicare) erhalten. Dieser Plan soll die ursprünglich beabsichtigte Einführung einer staatlichen Krankenversicherung für alle als Alternative zu privaten Anbietern ersetzen.

Am Wochenende kündigte jedoch der Unabhängige Joseph Lieberman an, dass er einen Entwurf mit der Medicare-Erweiterung nicht mittragen werde. Die Demokraten brauchen aber Liebermans Stimme. Denn zur Vermeidung einer Blockade durch republikanische Dauerreden wären 60 Stimmen nötig, die Demokraten haben nur 58 Mandate. Ob sie diesmal, wie sonst, zwei Unabhängige auf ihre Seite ziehen können, ist ungewiss.