München. Der Klimawandel könnte bereits zur Mitte dieses Jahrhunderts dramatische Folgen haben und große wirtschaftliche Schäden anrichten, warnten die Allianz Versicherung und die Umweltstiftung WWF gestern in München. Ursache seien sogenannte Kipppunkte, die das heute noch relativ stabile Klima aus den Fugen geraten lassen. Zu diesen Auslösern zählt die Eisschmelze an den Polen, die den Meeresspiegel schon um 2050 bis zu einen halben Meter ansteigen lassen könnte.

Dies würde weltweit 136 Millionenstädte in Küstenregionen gefährden - und mit ihnen Vermögenswerte von umgerechnet 19 Billionen Euro, heißt es in der Studie zu den wichtigsten Kipppunkten des Klimasystems und den möglichen Folgen für die Versicherungsbranche. Neben dem Klimafaktor spiele hier die Verstädterung eine Rolle.

Allein an der Nordostküste der USA könnte der Meersspiegelanstieg die gefährdeten Werte bis 2050 verfünffachen, rechnen die Autoren der Studie vom britischen Klimaforschungsinstitut Tyndall Centre vor. Dasselbe gelte für Schäden durch Hurrikans der Stärke vier (Windgeschwindigkeiten zwischen 210 und 250 Kilometer pro Stunde). Wie verheerend sich Hurrikane auf Küstenstädte auswirken können, zeigte 2005 "Katrina" in New Orleans mit mehr als 1800 Toten und Milliardenschäden.

Verstärktem Wassermangel könnten dagegen die Bewohner Kaliforniens und Südeuropas ausgesetzt sein. Leidtragende wären die Landwirtschaft und die Wälder - die Schäden durch Waldbrände könnten sich verzehnfachen. In Deutschland sei mit wochenlangen Stromausfällen zu rechnen, weil die Kraftwerke kein Kühlwasser mehr hätten, so WWF-Klimaexpertin Regine Günther.

In Indien könnten Veränderungen des Sommermonsuns sowie das Abschmelzen der Himalaja-Gletscher die Lebensgrundlage von vielen Millionen Menschen gefährden. "Wenn die Himalaja-Gletscher abgeschmolzen sind, sind eine Milliarde Menschen von Wassermangel bedroht. Bleiben die dann da, schicken wir das Rote Kreuz hin?", fragte die WWF-Expertin.

Sie betonte angesichts der drohenden Gefahren: "Eine gemeinsame weltweite Anstrengung zur Bewältigung des Klimaproblems ist für alle ökonomisch und ökologisch von Vorteil."