US-Außenministerin Hillary Clinton: Die Afghanen wollen Ergebnisse sehen. Auch Guido Westerwelle flog in Geheimmission nach Kabul.

Kabul/Hamburg. Wahlfälschung, Manipulation, Stichwahl ausgefallen: Die Präsidentenwahl in Afghanistan war ein Desaster. Doch jetzt muss die internationale mit dem wiedergewählten und nur unzureichend legitimierten Präsidenten Hamid Karsai (51) arbeiten. Karsai wurde am Donnerstag für eine zweite Amtszeit von fünf Jahren vereidigt. Und als gelte es etwas zu feiern, waren hochrangige Politiker aus aller Welt in das vom Konflikt mit den Taliban erschütterte Land gekommen, um Karsais Vereidigung zu erleben. Auch der neue Bundesaußenminister Guido Westerwelle, dessen Abflug geheimgehalten wurde, war dabei.

Der Paschtune Karsai legte den Amtseid vor Vertretern aus 40 Ländern auf dem Gelände des Präsidentenpalastes in Kabul ab. Er steht zu Beginn seiner zweiten Amtszeit unter großem Druck. In seiner Rede zur Amtseinführung muss Karsai mindestens zwei Öffentlichkeiten zufriedenstellen: Die afghanische, die sich nach Sicherheit und Wohlstand sehnt, und die internationale, die einen entschlossenen Kampf gegen Korruption, Drogenhandel und Taliban fordert. Afghanistan gehört immer noch zu den zehn ärmsten Ländern der Welt, Gewalt und Angriffe der Taliban haben zuletzt stark zugenommen.

Karsai sagte, er wolle eine Loja Dschirga zur Versöhnung mit den Aufständischen abhalten. Die Große Ratsversammlung solle dazu dienen, den Frieden in Afghanistan nach 30 Jahren Krieg wiederherzustellen. Die Loja Dschirga ist laut Verfassung „die höchste Manifestation des Willens des afghanischen Volkes“. Karsai kündigte außerdem einen verstärkten Kampf gegen die Korruption an.

Karsai regiert Afghanistan seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Zunächst wurde er auf einer internationalen Konferenz auf dem Bonner Petersberg als Leiter einer Übergangsregierung eingesetzt, später bestätigte ihn eine traditionelle große Stammesversammlung (Loja Dschirga) im Amt. 2004 wurde er erstmals vom Volk gewählt.

US-Außenministerin Hillary Clinton hat Karsai zu größeren Anstrengungen für seine Bevölkerung ermahnt. Die Menschen in Afghanistan müssten Ergebnisse „sehen und fühlen“, sagte sie bei einem Empfang mit Kollegen aus einem Dutzend anderen Ländern in der US-Botschaft von Kabul. Clinton sagte, die internationale Gemeinschaft sei bereit, die Regierung in Kabul weiter zu unterstützen. Bedingung sei aber, dass Karsai die afghanischen Sicherheitskräfte entschlossener aufbaue und spürbare Verbesserungen im Alltagsleben der Bevölkerung erreiche. (ryb/AP)