Die EU will erstmals bis zu 2000 Soldaten für das afrikanische Krisenland Somalia ausbilden - Auch die Bundeswehr könnte sich beteiligen

Brüssel/Madrid. Die Europäische Union will erstmals bis zu 2000 Soldaten für das afrikanische Krisenland Somalia ausbilden. Auch die Bundeswehr könnte sich an der Mission beteiligen, welche die EU-Verteidigungsminister am Dienstag in Brüssel auf den Weg brachten. Vor der Küste Somalias brachten Piraten unterdessen einen Chemietanker in ihre Gewalt.

Spanien will unter seinem im Januar beginnenden EU-Ratsvorsitz die Ausbildungsmission leiten. Verteidigungsministerin Carme Chacón sagte nach dem Verteidigungsrat in Brüssel, binnen eines Jahres könnten bis zu 2000 somalische Soldaten und Küstenwächter ausgebildet werden. Wegen der heiklen Sicherheitslage in Somalia soll die Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union in Uganda erfolgen.

Der französische Verteidigungsminister Hervé Morin äußerte in Brüssel die Hoffnung, dass Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Mittwoch bei seinem Paris-Besuch eine deutsche Beteiligung ankündigen werde. Guttenbergs Vorgänger Franz Josef Jung (CDU) hatte dies im September in Aussicht gestellt.

Insgesamt werden nach EU-Angaben rund hundert Ausbilder benötigt. Davon will Frankreich nach Angaben Morins rund 30 stellen. Großbritannien, Slowenien und Ungarn wollen nach seinen Angaben rund 20 weitere Ausbilder schicken. Frankreich bildet bereits jetzt unter einem bilateralen Abkommen rund 500 somalische Soldaten in Dschibuti aus.

Die neue EU-Ausbildungsmission soll den Marineeinsatz „Atalanta“ gegen somalische Piraten ergänzen. Vor dem Horn von Afrika kommt es immer wieder zu Übergriffen. Zuletzt kaperten Piraten am Montag einen Chemietanker 180 Seemeilen nordwestlich der Inselgruppe der Seychellen, wie die EU am Dienstag bekanntgab. An Bord des Tankers ist demnach eine Mannschaft von 28 Nordkoreanern.

Nach gut sechs Wochen in der Gewalt von Piraten kam unterdessen der spanische Tunfischfänger „Alakrana“ frei. Regierungschef José Luis Rodriguez Zapatero sprach in Madrid von einer „guten Nachricht“. Piraten hatten das Fischereischiff mit 36 Seeleuten an Bord am 2. Oktober im Indischen Ozean gekapert. Nach Piratenangaben zahlte Spanien ein Lösegeld von vier Millionen Dollar (rund 2,7 Millionen Euro). Die Regierung wollte diese Angaben nicht bestätigen.

Vor der Küste Somalias kommt es immer wieder zu Angriffen von Seeräubern. Die EU-Verteidigungsminister hatten deshalb am Montag in Brüssel eine Verlängerung des Antipiraten-Einsatzes um ein Jahr beschlossen. An „Atalanta“ beteiligt sich auch die deutsche Marine mit derzeit zwei Fregatten und rund 440 Soldaten.

EU-Chefdiplomat Javier Solana sagte, der Einsatz müsse womöglich angepasst werden, da die Piraten zunehmend nach Süden auswichen. Das Hauptziel zur Sicherung von Hilfstransporten des Welternährungsprogramms habe die Mission aber „hundertprozentig erfüllt“, sagte Solana.