In einer 1904 erschienenen Novelle prägte der Schriftsteller O. Henry den Begriff Bananenrepublik. Als typisch dafür galt lange Zeit Honduras.

Hamburg/Tegucigalpa. Als am 28. Juni der demokratisch gewählte und als linksliberal geltende honduranische Präsident Manuel Zelaya Rosales vom Militär gestürzt, gefangen gesetzt und ins Zwangsexil nach Costa Rica ausgeflogen wurde, fühlten sich viele Beobachter an die vergangenen Zeiten erinnert. Zumal Honduras nicht zuletzt durch das brutale Wirken der berüchtigten Mara-Jugendbanden zu den unsichersten Staaten ganz Lateinamerikas gehört.

Militär und Kongress in Honduras warfen Zelaya vor, er wolle unter Missachtung des Verfassungsgerichts per Volksentscheid die Begrenzung der präsidialen Amtszeiten aufheben.

Vier Monate dauerte der schwelende Machtkampf zwischen dem honduranischen Militär sowie dem vom Parlament ernannten Ersatz-Präsidenten Roberto Micheletti einerseits und dem exilierten Staatschef Zelaya andererseits.

Doch die Zeiten, in denen Bananenrepubliken in Mittelamerika blühen konnten, sind offenbar vorbei. Micheletti wurde international nie anerkannt - sämtliche EU-Staaten und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zogen ihre Botschafter ab. Und die Nachbarn Nicaragua, El Salvador und Guatemala schlossen gar ihre Grenzen zu Honduras. Am 21. September kehrte Zelaya überraschend nach Tegucigalpa zurück und schlüpfte in der brasilianischen Botschaft unter.

Für die Putschisten unter Micheletti wurde die Luft dünn - zumal auch die USA immer wieder nachdrücklich forderten, Zelaya wieder einzusetzen. Am 7. Oktober nahmen beide Seiten unter Aufsicht der OAS Verhandlungen auf. Zuletzt schalteten sich noch US-Vermittler direkt ein und übten offenbar erheblichen Druck auf Micheletti aus.

Jetzt unterzeichneten Zelaya und Micheletti ein Abkommen, das die Staatskrise mit der geplanten Neuwahl des Staatschefs am 29. November beendet. Bis dahin ist eine Teilung der Macht in einer "Regierung der nationalen Aussöhnung" vorgesehen. Eine Wahrheitskommission soll zudem gebildet werden, um die Umstände und Hintergründe des Staatsstreichs zu untersuchen. US-Außenministerin Hillary Clinton nannte die Vereinbarung "historisch". Sie werde ganz Lateinamerika voranbringen. "Ich kann mich nicht an ein anderes Beispiel eines lateinamerikanischen Landes erinnern, das einen Bruch seiner demokratischen und verfassungsmäßigen Ordnung erlitten hat und eine derartige Krise durch Verhandlung und Dialog überwunden hat", sagte Clinton während ihres Staatsbesuchs in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad.

Zelaya selber sprach von einem "Triumph für die Demokratie in Honduras".