Es war der schwerste Anschlag der Taliban in Pakistan seit sechs Monaten: In der nordwestlichen Stadt Peschawar hat sich am Freitag auf einem belebten Markt ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und dabei 49 Menschen mit sich in den Tod gerissen.

Hamburg. 100 Menschen erlitten zum Teil lebensgefährliche Verletzungen. Die Regierung in Islambad befürchtet, die Tat sei ein Racheakt für die Militäroffensiven der vergangenen Monate.

Der Attentäter hatte sein Auto mit "einer riesigen Menge Sprengstoff und Artilleriemunition" vollgepackt, sagte der Polizeichef von Peschawar, Liaqat Ali Khan. Anschließend sei er in die Nähe des Khyper-Basars gefahren, wo das Auto explodierte.

Der Sprengstoff, mindestens 50 Kilogramm, sei in die Türverkleidungen eingebaut worden, um maximalen Schaden im Umkreis des Wagens anzurichten, sagte Khan weiter. Da die Druckwelle nicht nach unten gelenkt worden sei, habe die Explosion keinen Krater verursacht.

"Ich habe zum ersten Mal begriffen, wie wohl das jüngste Gericht aussieht", sagte Noor Alam, der bei der Tat Verletzungen im Gesicht und am Bein erlitten hat. Ein Ladenbesitzer sagte weinend: "Ich habe einen Mann gesehen, der seine beiden Beine verloren hatte und trotzdem versuchte, aus einem Bus zu kriechen. Wer sind diese brutalen Menschen, die solche grausamen Taten begehen."

Zunächst bekannte sich niemand zu der Bluttat. Pakistans Innenminister Rehman Malik machte jedoch die radikalislamischen Taliban dafür verantwortlich.

Schon seit Monaten drohen die Radikalislamisten mit Rache für die erfolgreiche Offensive des pakistanischen Militärs im Swat-Tal - und rüsten zum Gegenschlag. Bei insgesamt 70 Angriffen der USA waren zahlreiche Militärkommandeure getötet worden, unter ihnen der Anführer der Radikalislamisten, Baitullah Mehsud. Daraufhin hatte der Anführer der pakistanischen Taliban, Hakimullah Mehsud, Anschläge auf pakistanische und amerikanische Einrichtungen angekündigt. Schon zu Wochenanfang hatte sich ein Selbstmordattentäter im Büro des Uno-Welternährungsprogramms (WFP) in Islamabad in die Luft gesprengt. Fünf WFP-Mitarbeiter wurden getötet. Die Uno schloss darauf ihre Büros im Land. Dagegen sagte der Informationsminister der Nordwest-Grenzprovinz, Mian Iftikhar Hussain, am Freitag: "Wir werden nicht vor dem Schlachtfeld davonlaufen, wir werden die Terroristen jagen."

Unterdessen hat der Weltsicherheitsrat das Mandat der Nato-Truppen in Afghanistan um ein Jahr verlängert. Das Uno-Gremium sprach sich einstimmig für eine entsprechende Resolution aus. Die 65 000 Soldaten der internationalen Afghanistan-Schutztruppe (Isaf) würden weiterhin dringend benötigt, erklärte der Sicherheitsrat.