Überraschung noch vor dem Morgengrauen in Washington: Barack Obama wurde für sein Friedensengagement geehrt.

Oslo. Er wurde noch vor Sonnenaufgang geweckt, wie sein Sprecher Robert Gibbs sagte: „Der Präsident empfand Demut, vom Nobelkomitee ausgewählt worden zu sein.“ Der amerikanische Präsident Barack Obama (48) erhält den Friedensnobelpreis.

Das Nobelpreiskomitee würdigte Obamas „außergewöhnliche Bemühungen um eine Stärkung der internationalen Diplomatie und um Zusammenarbeit zwischen den Völkern“. Die Auszeichnung kommt für viele Beobachter überraschend. Obama ist der dritte US-Präsident, der noch während der Amtszeit ausgezeichnet wird.

Im vergangenen Jahr erhielt der ehemalige finnische Präsident Martti Ahtisaari den Friedensnobelpreis, 2007 ging die Auszeichnung an den früheren US-Vizepräsident Al Gore für sein Umweltengagement und an den Weltklimarat (IPCC) der Vereinten Nationen.

Obama war im Januar dieses Jahres ins Amt gekommen und hatte eine Reihe von Friedensinitiativen gestartet. Er hatte in einer historischen Rede in Kairo der muslimischen Welt die Hand gereicht, sich aber gleichzeitig unnachgiebig gegenüber den Atomplänen des Iran gezeigt. Bei einer Rede in Prag am 5. April formulierte Obama die Vision einer atomwaffenfreien Welt. Obama hatte außerdem die Raketenabwehrpläne seines Vorgängers George W. Bush auf Eis gelegt und damit Russland besänftigt.

In der Begründung hieß es weiter: Selten zuvor habe eine Persönlichkeit so sehr die Hoffnung auf eine bessere Zukunft vermittelt und die Aufmerksamkeit der Welt in Bann gezogen, erklärte das fünfköpfige Nobelpreiskomitee. „Seine Diplomatie beruht auf dem Konzept, dass diejenigen, die die Welt führen, dies auf der Grundlage von Werten und Haltungen tun müssen, welche von der Mehrheit der Weltbevölkerung geteilt werden.“ Das Komitee merkte an, dass Obamas Vision für eine Welt ohne Atomwaffen bei der Preisentscheidung eine besondere Rolle gespielt habe. „Obama hat als Präsident ein neues Klima in der internationalen Politik geschaffen.“

Die Entscheidung kam für viele Beobachter überraschend. Zwar galt Obama als denkbarer Kandidat. Doch die meisten Experten gingen davon aus, dass es noch zu früh sei, um den US-Präsidenten mit dieser hohen Auszeichnung zu ehren – schließlich trat Obama erst knapp zwei Wochen vor dem Ende der Nominierungsfrist sein Amt an. Für den Friedenspreis in diesem Jahr gab es eine Rekordzahl von 205 Nominierungen.

Obama ist der dritte Präsident, der während seiner Amtszeit den Friedensnobelpreis erhält – nach Theodore Roosevelt im Jahr 1906 und Woodrow Wilson 1919. Nach dem Ausscheiden aus dem Weißen Haus erhielten Jimmy Carter (2002) und Ex-Vizepräsident Al Gore die Auszeichnung, mit der nach dem Willen von Stifter Alfred Nobel diejenige Persönlichkeit bedacht werden sollte, „die am meisten geleistet hat für die Brüderlichkeit zwischen den Nationen und die Abschaffung oder Reduzierung stehender Heere sowie für die Einrichtung und Verbreitung von Friedenskongressen“.

Im vergangenen Jahr erhielt der ehemalige finnische Präsident Martti Ahtisaari den Friedensnobelpreis, der mit zehn Millionen Kronen (1,09 Millionen Euro) dotiert ist und alljährlich an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, verliehen wird.