Die Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer wird zu einer Art “Weltwirtschaftsregierung“ aufgewertet.

Pittsburgh. Die Staats- und Regierungschefs verständigten sich am Freitag bei ihrem Gipfeltreffen in Pittsburgh darauf, dass die G20 die G8 als maßgebliches Gremium für globale Wirtschaftsfragen ablösen wird.

"Es ist allgemein festgestellt worden am gestrigen Abend, dass das G20-Format sich in Zeiten der Krise bewährt hat und weiterentwickelt werden soll zu einem Format, das die ökonomische Regierung der Welt darstellen soll", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Die Grundlage der Zusammenarbeit wird eine Charta für nachhaltiges Wirtschaften bilden, an der in den nächsten Monaten auch weitergearbeitet werden soll."

Merkel macht seit Januar Werbung für eine solche Charta. Seit dem G8-Gipfel in L'Aquila im Juli machte sie sich auch für die Aufwertung der G20 stark.

Die "Gruppe der 20" repräsentiert zwei Drittel der Weltbevölkerung, rund 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft und 80 Prozent des Welthandels. Ihr gehören alle Mitglieder der Gruppe der acht wichtigsten Industriestaaten (G8) an: USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Russland und Kanada. Auch die mit der G8 assoziierte G5 der wichtigsten Schwellenländer ist vollständig vertreten. Dazu gehören China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika. Hinzu kommen Argentinien, Australien, Indonesien, Saudi-Arabien, Südkorea, die Türkei und die Europäische Union.

Lange hatte die internationale Gemeinschaft nach dem richtigen Format gesucht. Das Ergebnis ist eine Vielzahl von G-Gruppen, die sich zum Teil überschneiden: G7, G8, G14 und G20. Spötter sprechen von "G-Fragezeichen" und einer verwirrenden "G-ometrie". Deutschland ist in allen Gruppen vertreten, während etwa die aufstrebende Wirtschaftsmacht China aus der G7- und G8-Gruppe ausgeschlossen ist. Die G20-Gruppe ging aus einer unregelmäßigen Runde von Ministertreffen hervor. Die alte G8-Formation soll nicht völlig abgeschafft werden, sie verliert aber an Bedeutung. "Die G8 wird nicht aufgelöst, aber die G20 wird die zentrale Rolle haben", sagt ein Diplomat. Klar ist: Die große Bühne gehört in Zukunft der G20. Eigene G8-Treffen soll es vor allem auf Ministerebene geben, die großen G8-Gipfelspektakel der letzten 30 Jahre dürften aber vorbei sein.

Der erste G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs fand im November 2008 nach Ausbruch der Wirtschaftskrise in Washington statt. Dabei wurden die Weichen für die größte Weltfinanzreform seit mehr als 60 Jahren gestellt. Beim Nachfolgetreffen Anfang April in London wurden erstmals konkrete Maßnahmen beschlossen. Jetzt sollen G20-Gipfel mindestens jährlich stattfinden. 2010 wird es zwei Treffen geben.