Nach ihrer Wahl zur Unesco-Chefin will die Bulgarin Irina Bokova den Konflikt um den umstrittenen ägyptischen Kandidaten Faruk Hosni schnell überwinden. Sie glaube nicht an einen “Kampf der Kulturen“ zwischen dem Westen und der arabischen Welt, sagte Bokova.

Paris/Kairo. Der Botschafter der Arabischen Liga in Frankreich, Nassif Hitti, kritisierte "politische Manöver" bei der Abstimmung. In Ägypten sahen mehrere Zeitungen eine anti-islamische Haltung im Westen hinter dem Ereignis. Die Wahl habe gezeigt, "dass der Westen sich in kritischen Momenten auf Grundlage der Religion gegen andere stellt", hieß es in der regierungsnahen Zeitung "Rose el Jussef". Für die Niederlage seien "Amerika, Europa und die jüdische Lobby" verantwortlich, schrieb die Tageszeitung "El Masri El Jum". Die Personalie sei zu einem "Kampf der Kulturen" geworden.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum sprach dagegen von einem "Sieg der Vernunft". Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel sagte, die Unesco sei durch Hosnis Niederlage einer "moralischen Katastrophe" entgangen. Wiesel hatte mit anderen Intellektuellen gegen die Unterstützung Frankreichs für Hosnis Bewerbung protestiert.

"Ich habe der ägyptischen Delegation gesagt, dass ich hoffe, dass wir zusammen voranschreiten werden", sagte Bokova, die Mitte Oktober noch von der Unesco-Generalkonferenz mit allen 193 Mitgliedstaaten bestätigt werden muss. Mit Hosni, der zunächst als Favorit galt, habe sie schon vor der Wahl vereinbart, dass sie unabhängig vom Ausgang "gute Freunde" bleiben und zusammenarbeiten wollten.

Die Wahl des Nachfolgers des scheidenden Generaldirektors der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco), Koichiro Matsuura aus Japan, war erst im fünften und letzten Durchgang entschieden worden. Nachdem Bokova und der wegen israelfeindlicher Äußerungen kritisierte Hosni noch gleichauf gelegen hatten, siegte die Bulgarin in der Schlussrunde knapp mit 31 zu 27 Stimmen.