Bei der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Afghanistan am 20. August hat Amtsinhaber Hamid Karsai nach dem gestern endlich veröffentlichten vorläufigen Endergebnis die absolute Mehrheit erreicht.

Kabul. Ungeachtet massiver Betrugsvorwürfe teilte die Wahlkommission (IEC) mit, Karsai habe bei der Abstimmung vor knapp vier Wochen 54,6 Prozent der Stimmen gewonnen. Sein wichtigster Herausforderer Abdullah Abdullah komme nur auf 27,8 Prozent. Dieser Abstand würde bedeuten, dass Karsai nicht in die für ihn riskante Stichwahl gegen Abdullah gehen muss.

Vor einem amtlichen Endergebnis müssen nach einer Anordnung der Uno-unterstützten Beschwerdekommission (ECC) aber erst die Stimmen aus knapp zehn Prozent der Wahllokale neu ausgezählt und überprüft werden. Erst dann kann ein Sieger erklärt werden. Die Überprüfung wird nach ECC-Angaben noch weitere Wochen dauern.

Ein weiteres Gremium, die EU-Wahlbeobachtermission, hatte kurz vor der Veröffentlichung des vorläufigen Ergebnisses mitgeteilt, mehr als ein Viertel der zu dem Zeitpunkt ausgezählten 5,5 Millionen Stimmen seien gefälscht oder zumindest verdächtig. Betroffen seien 1,5 Millionen Stimmen, sagte die stellvertretende Missionschefin Dimitra Ioannou in Kabul. Karsai wies die Vorwürfe mit scharfen Worten zurück. Ioannou beharrte jedoch, alle betroffenen Stimmen müssten überprüft werden.

1,1 Millionen dieser Stimmen entfielen auf Amtsinhaber Karsai, nur 300 000 auf seinen wichtigsten Herausforderer Abdullah. Dieser warf Karsai "Hochverrat" vor und sagte, die Wahlfälschung sei Monate, vielleicht sogar Jahre lang vorbereitet worden.