Er werde nicht ruhen, bis die Verantwortlichen gefasst seien, versprach Präsident Obama seinen Landsleuten.

Berlin. "Gott möge Sie schützen und trösten, und möge Gott auch die Vereinigten Staaten von Amerika schützen!" Es regnete durchdringend, als Barack Obama die Schlussworte seiner kurzen Gedenkrede sprach, und danach verlor sich das von einem kleinen Bläserensemble gespielte "America The Beautiful" wehmütig im Washingtoner Grau.

Zum achten Mal haben die Amerikaner am Freitag der Opfer vom 11. September 2001 gedacht, erstmals seit dem Amtsantritt ihres 44. Präsidenten. Am Ground Zero, wo einst die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Centers gestanden haben, gab es um 8.46 Uhr (14.46 Uhr MESZ) die erste Schweigeminute. Anschließend wurden im Beisein von Vizepräsident Joe Biden die Namen der Toten verlesen. Bürgermeister Michael Bloomberg erinnerte an den heldenhaften Einsatz der New Yorker Feuerwehr, die in den einstürzenden Zwillingstürmen 343 Kameraden verlor. "Ihre Hingabe und ihre Selbstlosigkeit sind für immer mit der Geschichte unserer Stadt verknüpft", sagte Bloomberg bewegt. Zur selben Zeit versammelten sich in Washington die übrigen Regierungsmitglieder schweigend im Garten des Weißen Hauses. Danach sprach Präsident Obama mit Angehörigen der Opfer, bevor er sich zum Pentagon hinüberbegab, in das die Al-Qaida-Terroristen vor acht Jahren das dritte Passagierflugzeug steuerten. Amerika werde im Kampf gegen den Terror nicht nachlassen, versprach Obama von dort aus der Nation. Und dass er nicht ruhen werde, bis die Verantwortlichen für die "abscheulichen Verbrechen" gefasst seien. "Wir sind nicht nur in unserer Trauer, sondern auch in unserer Entschlossenheit vereint."

Für ihre Anschläge auf das World Trade Center (WTC) in New York und das Verteidigungsministerium in Washington hatten Terroristen am 11. September 2001 insgesamt vier Passagierflugzeuge gekapert. Die Zwillingstürme des WTC wurden um 8.46 Uhr und um 9.03 Uhr Ortszeit getroffen, das Pentagon um 9.37 Uhr. Um 10.03 Uhr stürzte eine United-Airlines-Maschine bei Shanksville im US-Staat Pennsylvania ab. In New York starben 2752 Menschen, in Washington 184, in Shanksville 40. Die vierte Maschine, die vermutlich von den Passagieren zum Absturz gebracht wurde, sollte das Kapitol in Washington treffen. Dort erinnert nun eine Bronzetafel an die "heroische Opferbereitschaft" der "Passagiere und der Crew von Flug 93".

In Afghanistan liefen am Freitag Soldaten des US-Stützpunkts Bagram symbolische 9,11 Kilometer. "Unsere Soldaten laufen durch das Herz des Taliban-Gebiets, in dem die Anschläge geplant wurden", hieß es dazu in einer Erklärung der US-Streitkräfte. Der frühere US-Präsident George W. Bush, der die Invasion im Oktober 2001 angeordnet hatte, würdigte in einer Erklärung "Mut, Dienst und Opfer" von Soldaten, Sicherheitskräften und Freiwilligen. "Lasst uns an diesem Tag unsere Entschlossenheit erneuern, dass das Böse nicht wieder zu uns zurückkehrt", sagte Obamas Vorgänger.

Den Aufruf, am achten Jahrestag mit gemeinnützigen Aktionen nach vorne zu schauen, sahen einige Hinterbliebene allerdings kritisch. Sie habe Angst, dass der 11. September irgendwann zu einem weiteren Earth Day werde, "bei dem Bäume gepflanzt werden und die Erinnerung immer kleiner, kleiner und kleiner wird", sagte zum Beispiel Debra Burlingame, die Schwester eines der umgekommenen Piloten