Ungeachtet internationalen Drucks hat Nordkorea nach eigenen Angaben sein Atomprogramm ausgebaut und verfügt damit bald über eine zweite Möglichkeit zum Bau von Atombomben.

Seoul. Neben der Plutoniumanreicherung seien nun die Tests zur Anreicherung von Uran in der "Endphase", zitierte die Nachrichtenagentur KCNA am Freitag aus einem Schreiben des nordkoreanischen Uno-Vertreters an den Uno-Sicherheitsrat. Die USA reagierten besorgt.

"Die Tests zur Urananreicherung waren erfolgreich und befinden sich nun in der Endphase", hieß es laut amtlicher KCNA in dem Schreiben an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Darin teilte Pjöngjang demnach auch mit, dass die Wiederaufbereitung abgebrannter Kernbrennstäbe vor dem Abschluss stehe. Das daraus gewonnene Plutonium solle für den Bau von Atomwaffen eingesetzt werden. "Wir sind sowohl auf einen Dialog als auch auf Sanktionen vorbereitet", erklärte der nordkoreanische Uno-Vertreter.

Jahrelang hatte Nordkorea bestritten, neben Plutonium heimlich auch Uran zur Herstellung von Atomwaffen anzureichern. Nachdem der Uno-Sicherheitsrat im Juni nach einem neuerlichen nordkoreanischen Atomwaffentest schärfere Sanktionen beschlossen hatte, änderte das Regime in Pjöngjang jedoch seine Strategie und drohte offen, mit der Urananreicherung zu beginnen und Plutonium aus abgebrannten Kernbrennstäben zu gewinnen. Experten zufolge könnte Nordkorea genügend Plutonium für bis zu acht Bomben besitzen. Wie weit allerdings das Programm zur Urananreicherung tatsächlich ausgereift ist, lässt sich nach Einschätzung von Analysten nicht sagen, da sich dieses leicht vor Spionage-Satelliten verstecken lässt. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums lassen sich die dafür notwendigen Produktionsstätten auf einer Fläche von 600 Quadratmetern unterbringen.

Die US-Vertretung am Uno-Hauptquartier in New York bestätigte den Erhalt des Briefes aus Pjöngjang. Der US-Sonderbeauftragte für Nordkorea, Stephen Bosworth, zeigte sich bei einem Besuch in Peking besorgt über die Ankündigungen. "Ich glaube, das bestätigt uns allen, wie wichtig ein gemeinsamer Standpunkt ist, um eine vollständig und nachweisbar atomwaffenfreie koreanische Halbinsel zu erreichen", sagte Bosworth.

Obwohl Pjöngjang auch von Dialogbereitschaft spricht, lehnte die kommunistische Führung eine Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche über ihr Atomprogramm zum jetzigen Zeitpunkt erneut ab. Diese würden die Souveränität Nordkoreas untergraben.

In den Verhandlungen hatten die USA, Südkorea, Japan, Russland und China dem Land Wirtschaftshilfen und ein Ende der internationalen Isolation angeboten, falls Nordkorea auf Atomwaffen verzichtet.