Die erneute Verurteilung nach einem spektakulären Schauprozess löst weltweit Kritik und Empörung aus.

Rangun. Birmas Junta hat ein Schauspiel inszeniert. Der Gerichtssaal des berüchtigten Insein-Gefängnisses wurde gestern zur Bühne, der Schauprozess um Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zum dramaturgischen Rahmen für den Showdown der Generale. Gerade hatten die Richter um 11.50 Uhr Ortszeit die "Lady" nach monatelanger Verzögerung wie erwartet für schuldig erklärt: drei Jahre Gefängnis für das Vergehen, einen ungebetenen Gast in ihrer Villa beherbergt zu haben. Da stürmte Innenminister Maung Oo in den Saal und überbrachte eine Nachricht von Juntaführer Than Shwe persönlich: Die Strafe wird halbiert und in Hausarrest umgewandelt. Die Botschaft an den Rest der Welt: Seht her, wir lassen Gnade vor Recht ergehen.

Ein leicht durchschaubarer Schachzug, denn Aung San Suu Kyi wird auch so bei den Wahlen im kommenden Jahr aus dem Spiel bleiben. Die Nobelpreisträgerin wurde zum Schweigen gebracht - wieder einmal. Inzwischen sitzt sie wieder in ihrer Villa am Inya-See, gefangen im goldenen Käfig, die Flügel gestutzt und der Stimme beraubt. Die 64-Jährige darf künftig einen Fernseher besitzen und Zeitung lesen. Selbst in den Medien auftauchen soll sie nicht. Bei den letzten Wahlen vor 19 Jahren hatte Suu Kyis Partei mit überwältigender Mehrheit gewonnen, Wahlen, die anschließend sofort von der Junta annulliert wurden.

Kenner des Landes gehen davon aus, dass Juntaführer Than Shwe nun, da Suu Kyi ihm nicht mehr in die Quere kommen kann und ihre Partei, die Nationale Liga für Demokratie (NLD), im Koma liegt, in Kürze die Bildung einer zivilen Interimsregierung ankündigen wird. Diese würde das Land bis zu den geplanten Wahlen regieren. Sie wäre nichts weiter als ein Werkzeug, das es verschiedenen Militärführern erlauben würde, die Khaki-Uniform gegen Geschäftsanzüge einzutauschen und sich in den "Wahlkampf" zu stürzen - ein Wahlkampf, an dem erwartungsgemäß keine echte Opposition teilnehmen wird.

Gestern wurde auch der Amerikaner John William Yettaw verurteilt, allerdings ohne jede Strafmilderung: sieben Jahre Arbeitslager für den US-Bürger wegen Verletzung der Einwanderungsgesetze - und wegen Schwimmens in einer Schwimmverbotszone. Das harte Urteil gegen den 53-jährigen Mormonen ist wohl eine Art Zugeständnis des Regimes, dass weniger Suu Kyi die Schuld an jenem verhängnisvollen Abend im Mai trifft.

Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die sofortige Freilassung Aung San Suu Kyi verlangt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, der Schuldspruch gegen die Friedensnobelpreisträgerin sei ein Hindernis für die politischen und demokratischen Reformen in dem südostasiatischen Land. Die Bundesregierung setze sich deshalb für eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Birma ein. Die schwedische EU-Ratspräsidentschaft hat "restriktive ökonomische Schritte" gegen die Militärregierung angekündigt. Der britische Premierminister Gordon Brown sagte, der Uno-Sicherheitsrat müsse " ein weltweites Verbot von Waffenverkäufe an das Regime durchsetzen".