Der zweite Prozess im Mordfall Anna Politkowskaja, der gestern vor einem Moskauer Militärgericht begonnen hat, ist nach kurzer Verhandlung auf Freitag vertagt worden.

Moskau. Zuvor hatten die Anwälte der Kinder der im Oktober 2006 ermordeten Journalistin, Ilja und Vera, sowie die Verteidiger der Angeklagten den Antrag gestellt, den Fall zu weiteren Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft zurückzuverweisen. Auch die Anklage stimmte dem zu.

Die Forderung nach zusätzlichen Ermittlungen stammt aus dem ersten Prozess, der mit einem Freispruch der Angeklagten geendet hatte. Die Geschworenen sahen es nicht als bewiesen an, dass die beiden tschetschenischen Brüder Ibrahim und Dschabrail Machmudow sowie der Geheimdienstoffizier Sergej Ragusow am Anschlag auf die Journalistin beteiligt waren.

Der dilettantisch vorbereitete und ebenso geführte Prozess hatte ihnen kaum eine andere Wahl gelassen. Im Prozessverlauf wurden immer wieder Namen und Beweise verwechselt, falsche Zeugen aufgerufen. Zeitweilig war sogar die Videoaufzeichnung der Überwachungskamera aus dem Haus der Politkowskaja verschwunden. Erst als TV-Journalisten anboten, eine Kopie herbeizuschaffen, tauchte die Originalkassette plötzlich wieder auf.

Gipfel der Absurdität war im ersten Prozess, dass der mutmaßliche Täter Rustam Machmudow zwar in den Unterlagen der Staatsanwaltschaft auftaucht, aber nicht angeklagt wurde. Der dritte der Machmudow-Brüder ist flüchtig.

Die Anwälte der Politkowskaja-Kinder hatten mehrfach auf diese Widersprüche hingewiesen und eine Vertagung des Prozesses verlangt, bis der tatsächliche Mörder gefunden ist.

Der Chefredakteur der Zeitung "Nowaja Gaseta", für die Politkowskaja einst arbeitete, sagte: "Wir hoffen auf einen ernsthaften Prozess und nicht auf eine Wiederholung dessen, was wir schon mal hatten."