Der neue Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sieht in der Stabilisierung Afghanistans die vorerst wichtigste Aufgabe seiner vierjährigen Amtszeit.

Brüssel. An seinem ersten Arbeitstag in seinem neuen Amt nannte der frühere dänische Regierungschef in Brüssel zudem die Verbesserung der angespannten Beziehungen zu Russland und den Dialog mit der islamischen Welt im Mittelmeerraum als Herausforderungen. "Ich möchte, dass die Nato ihr volles Potenzial als Säule der globalen Sicherheit voll ausnützt", fasste der Nachfolger des Niederländers Jaap de Hoop Scheffer zusammen.

An oberster Stelle von Rasmussens Prioritätenliste steht Afghanistan. "In meiner Amtszeit als Nato-Generalsekretär müssen die Afghanen die Führungsverantwortung für den größten Teil des Landes übernehmen", sagte Rasmussen. Sein Ziel sei es, den afghanischen Sicherheitskräften nach und nach die Zuständigkeit für den Schutz vor den Taliban zu übertragen. Das könne nur geschehen, wenn die Nato langfristig im Land bleibe, betonte Rasmussen. "Wir werden das afghanische Volk solange wie nötig unterstützen."

Die Nato führt in Afghanistan die internationale Schutztruppe Isaf mit mehr als 64 000 Soldaten. Innerhalb der Nato musste Rasmussens Vorgänger de Hoop Scheffer im Streit um die Lastenteilung in Afghanistan immer wieder die Wogen glätten. Deutschland etwa steht bei manchen in der Kritik, seine Soldaten aus den am heftigsten umkämpften Gebieten fernzuhalten.

Zudem strebt Rasmussen ein besseres Verhältnis zu Russland an. "Es gibt grundlegende Bereiche, in denen wir nicht übereinstimmen, aber das darf nicht unser ganzes Verhältnis vergiften." Es sei eine wichtige Aufgabe, Russland zu überzeugen, dass die Nato kein Feind sei. Hintergrund ist unter anderem ein schwelender Konflikt mit Russland um den von Georgien und der Ukraine angestrebten Nato-Beitritt.

Rasmussens dritte Priorität liegt in der Verbesserung der Beziehungen zu den islamischen Ländern im Mittelmeerraum. Dazu will er etwa Treffen mit Vertretern des sogenannten Mittelmeer-Dialogs einberufen. An dieser Partnerschaft beteiligen sich alle Nato-Länder, Israel und sechs arabische Staaten. "Ich will persönlich in einen Dialog mit allen Partnern treten und ihre Meinung hören", sagte der Däne. Rasmussens Berufung an die Nato-Spitze hatte sich lange die Türkei widersetzt, vor allem wegen seiner Haltung im Streit um die in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Mohammed-Karikaturen.

Außerdem will Rasmussen die Nato-Streitkräfte nach eigenen Worten "in Richtung höhere Flexibilität und bessere Einsatzfähigkeit" reformieren. Dem ZDF sagte Rasmussen, besonders die schnelle Eingreiftruppe NRF (Nato Response Force) habe die bisherigen Anforderungen nicht erfüllt.