Mit Schlagstöcken und Tränengas sind iranische Sicherheitskräfte erneut gegen Demonstranten vorgegangen. Trotz eines Verbots der Behörden hatten sich Tausende versammelt, um der nach offiziellen Angaben 20 Menschen zu gedenken, die bei den Protesten gegen den wiedergewählten Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad ums Leben gekommen waren. Die Opposition wirft Ahmadinedschad vor, die Wahl am 12. Juni manipuliert zu haben.

Teheran. Trotz des Versammlungsverbots kamen nach Angaben von Augenzeugen allein auf dem großen Teheraner Mosalla-Gebetsplatz Tausende Trauernde zusammen. Aus der zentraliranischen Stadt Isfahan wurden ebenfalls Demonstrationen gegen Ahmadinedschads Regierung gemeldet. 50 Oppositionsanhänger seien festgenommen, aber später freigelassen worden, berichtete die halbamtliche Nachrichtenagentur Ilna.

Schiitische Muslime gedenken der Verstorbenen traditionell 40 Tage nach dem Tod. So versammelten sich die Trauernden auch am Grab der 27-jährigen Neda Agha-Soltan. Sie wurden ebenfalls gewaltsam von Sicherheitskräften vertrieben. Neda wurde zum Symbol der Protestbewegung, nachdem sie am 20. Juni bei einer Demonstration gegen das Wahlergebnis erschossen worden war. Ihr Tod war mit Handykameras aufgenommen und anschließend im Internet verbreitet worden. Die Bilder gingen um die Welt. Der iranische Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi wollte an Nedas Grab Trauerverse aus dem Koran vorlesen, wurde aber von Polizisten umringt und zurück zu seinem Wagen geführt.

Die US-Regierung hat das gewaltsame Vorgehen der iranischen Behörden scharf kritisiert. "Es ist besonders verstörend, wenn Sicherheitskräfte Gewalt anwenden, um eine Kundgebung auf einem Friedhof aufzulösen", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ian Kelly. Die USA stünden an der Seite des iranischen Volkes, das sein universelles Recht auf Meinungsäußerung ausübe, sagte er.