Militärparade in Paris mit deutschen und indischen Soldaten. 20-jähriges Bestehen der gemeinsamen Brigade gewürdigt. Staatschef Nicolas Sarkozy fordert Aufrüstung der Streitkräfte.

Hamburg. Als erstes deutsches Staatsoberhaupt hat Bundespräsident Horst Köhler gestern an der traditionellen Militärparade zum französischen Nationalfeiertag in Paris teilgenommen. Der Ehrengast bedankte sich bei dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy für seine Einladung und sagte, dies zeige den besonderen Stellenwert, den Sarkozy den deutsch-französischen Beziehungen gebe. Dies sei ein "bewusstes Signal, die deutsch-französische Zusammenarbeit auszubauen".

Mit der Präsenz des deutschen Bundespräsidenten sollte das 20-jährige Bestehen der deutsch-französischen Brigade gewürdigt werden. Ein Teil der Brigade, zu der mehr als 5000 deutsche und französische Soldaten gehören, nahm an der Parade teil. "Immer wenn deutsche Soldaten über die Champs-Élysées marschieren, erinnern wir uns an die schlimme Vergangenheit", sagte Köhler. Als Zeichen der Versöhnung zwischen den einstigen Erzfeinden waren deutsche Soldaten innerhalb des Eurokorps 1994 erstmals bei dem Defilee dabei. Im vergangenen Jahr war Deutschland durch Bundeskanzlerin Angela Merkel vertreten.

Die Menge der Schaulustigen jubelte auch indischen Einheiten zu, die zusammen mit den deutschen und französischen Soldaten auf der Prachtstraße defilierten. Neun Kampfflugzeuge flogen in Formation über dem Arc de Triomphe und die Champs-Elysées hinweg und hinterließen am Himmel eine Spur in den französischen Nationalfarben Blau-Weiß-Rot. Frankreich feiert am 14. Juli den Sturm auf die Bastille von 1789, der als Beginn der französischen Revolution gilt, und die Gründung der Föderation ein Jahr später.

An der Seite von Köhler war auch der indische Premier Manmohan Singh Ehrengast auf der Tribüne. Frankreich hat bislang vergeblich versucht, seine Kampfflugzeuge vom Typ Rafale an Indien zu verkaufen, obwohl es mit dem Land im Rahmen einer strategischen Partnerschaft bereits mehrere Rüstungsgeschäfte abgeschlossen hat. Indien hat kürzlich einen Auftrag für 126 Kampfflugzeuge im Wert von zwölf Milliarden Dollar ausgeschrieben.

Zum ersten Mal hatte Sarkozy auch Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer eingeladen. Auf dem Nato-Jubiläumsgipfel Anfang April in Straßburg hatte Frankreich seine Rückkehr in die integrierten Militärstrukturen der Allianz vollzogen.

Sarkozy forderte aus Anlass des Nationalfeiertags trotz der Wirtschaftskrise verstärkte Investitionen in die Ausrüstung der französischen Streitkräfte. Außerdem würdigte er die französischen Soldaten, die an der Seite weiterer Nato-Truppen in Afghanistan im Einsatz sind.

Bei einem Treffen Sarkozys mit Köhler ging es am Vorabend um deutsch-französische Projekte in der Außen- und Verteidigungspolitik zur Vertiefung der europäischen Integration. Die gute Zusammenarbeit beider Staaten sei aus seiner Sicht "auch eine Basis, Zuversicht zu haben, dass Irritationen, wie es mit Europa weitergeht, nicht unbedingt vom deutsch-französischen Verhältnis aus her Nahrung bekommen sollen", sagte Köhler, der in Paris auch seinen Antrittsbesuch im Rahmen seiner zweiten Amtszeit absolvierte.

Am Nachmittag waren etwa 5000 Gäste zur traditionellen Gartenparty im Élysée eingeladen. Nach Kritik an den hohen Bewirtungskosten im vergangenen Jahr haben die Sarkozys die Gästeliste um ein Drittel gekürzt.