Seit Januar ist US-Präsident Barack Obama im Amt - doch dass er im vergangenen Juli, mitten im heißen Präsidentschaftswahlkampf, fast ums Leben gekommen wäre, war bislang nicht bekannt.

Hamburg/London. Die Beinahe-Katastrophe ereignete sich in der Luft, wie aus einem Bericht der US-Luftfahrtbehörde NTSB hervorgeht, der jetzt veröffentlicht wurde.

Obama und sein Team hatten danach gerade den Flughafen von Chicago an Bord ihrer Wahlkampfmaschine verlassen; das Flugzeug befand sich noch in der Startphase. An Bord waren 50 Mitglieder des Wahlkampfteams sowie Pressevertreter, die die Dramatik des Geschehens aber nicht mitbekamen. Obamas Maschine war eine bereits 27 Jahre alte McDonnell-Douglas MD-80. Durch die Kräfte des Startvorgangs und die steile Position des Flugzeugs öffnete sich die kegelförmige Abdeckung zu einer Notrutsche, die im äußersten Heckbereich der Maschine lagerte. Die Druckluft-Flasche, die zum blitzartigen Aufblasen der Rutsche im Falle einer Notwasserung dient, wurde offenbar dadurch aktiviert. Die riesige Notrutsche blies sich innerhalb des Flugzeughecks auf und presste die Abdeckung mit großer Kraft gegen Stahlkabel, die die Höhenruder der Maschine steuern. Die Kabel wurden gegen die Bordwand geklemmt, und die MD-80 war nicht mehr steuerbar. Obamas Maschine schoss in einem Winkel von 25 Grad immer weiter empor. Der Pilot verlor für einige Minuten die Kontrolle über die Maschine und setzte einen Notruf ab. Er beantragte eine Notlandung in St. Louis. Schließlich sackte die Maschine ein Stück ab, und der Druck in der Notrutsche verringerte sich so weit, dass der Pilot wieder die Kontrolle erlangen konnte. "Obama One", wie das Flugzeug genannt wurde, konnte in St. Louis landen. "Wie wollten den Tag heute ein bisschen heißer gestalten", scherzte Obama.

Die US-Luftfahrtbehörde erklärte jetzt, der Vorfall sei "dramatischer" gewesen als damals angenommen. Obama wechselte umgehend zu einer Boeing 757.