Vor wenigen Tagen hatte Barack Obama noch wenig schmeichelnde Worte für Russlands Ministerpräsidenten Wladimir Putin gefunden.

Hamburg. Dieser stehe mit einem Fuß in der Vergangenheit und sei noch teilweise in der Mentalität des Kalten Krieges verhaftet, hatte der sonst so auf diplomatische Formulierungen bedachte US-Präsident gesagt. Keine guten Voraussetzungen für ein entspanntes Kennenlernen bei russischem Frühstück mit schwarzem Kaviar und geräuchertem Beluga.

Dementsprechend zurückhaltend empfing Putin den Gast in seinem Landhaus in Nowo Ogarjowo, einem Vorort von Moskau. Offiziell hieß es vom Weißen Haus, das Treffen sei "sehr erfolgreich", "offen und ehrlich" verlaufen. US-Regierungsvertreter räumten gleichwohl ein, es habe zwischen Obama und Putin bei der fast zweistündigen Unterredung auch deutliche Differenzen gegeben.

Es sei um Themen wie Terrorismus, Weiterverbreitung von Atomwaffen und globale Erwärmung sowie die Weltwirtschaft gegangen. Zumindest sei nun die Basis für weitere Diskussionen und Verhandlungen gelegt worden, so ein US-Spitzenbeamter. Es zeigten sich nach seinen Worten nicht unerwartet auch unterschiedliche Sichtweisen bei Themen wie den nuklearen Gefahren, der Raketenabwehrsysteme oder Georgien. "Es gab eine sehr offene Diskussion über harte Sicherheitsinteressen." Aus der US-Delegation hieß es zudem beschwichtigend: Der Präsident sei "sehr überzeugt", dass Putin ein Mann der Gegenwart sei und den Blick fest nach vorn richte.

Putin jedenfalls vermied nach dem Frühstück den direkten Augenkontakt mit seinem Gast. Den Blick auf den Boden gerichtet erinnerte er daran, dass die Beziehungen zwischen beiden Staaten auch trübe Phasen und Konfrontationen prägten.

Nach der Begegnung mit Putin empfingen Studenten der Neuen Ökonomischen Schule in Moskau den US-Präsidenten - auch bei diesem Termin war von der üblichen Obama-Euphorie wenig zu spüren. Obama versuchte die Studenten für seine Vision einer sichereren Welt durch bessere Beziehungen zwischen den USA und Russland zu gewinnen.

Die Zukunft liege in den Händen ihrer Generation, sagte Obama. "Amerika wünscht ein starkes, friedliches und wohlhabendes Russland." Dann beschwor er den Wert von Bildung und Kreativität. "Die Zukunft gehört nicht jenen, die Armeen auf dem Schlachtfeld oder Raketen aufstellen." Die besten Chancen hätten stattdessen gebildete und fantasievolle junge Menschen. Erfolg im 21. Jahrhundert sei abhängig von Volkswirtschaften, die nach den Regeln des Rechtsstaats funktionierten - offenbar eine Anspielung auf die oft kritisierte Korruption in Russland.

Zurück in seinem Hotel, empfing Obama prominente Vertreter der Opposition, unter ihnen Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow. Freie Medien und die Stimmen Andersdenkender seien nicht nur in den USA wichtig, begründete Obama das Treffen.