Die USA haben einen grundlegenden Kurswechsel in der Drogenpolitik in Afghanistan angekündigt.

Triest. - Die USA würden künftig nicht mehr auf die Vernichtung der Mohnernte setzen, sondern versuchen, das Rauschgift und zu dessen Herstellung notwendige Chemikalien abzufangen, sagte der Afghanistan- und Pakistanbeauftragte der US-Regierung, Richard Holbrooke in Triest. Zudem werde man verstärkt gegen die Drogenkartelle vorgehen. Über die neue Strategie debattierte Holbrooke auch mit den Teilnehmern des Afghanistan-Treffens der G8.

"Die westliche Politik gegen die Opiumernte ist gescheitert", sagte Holbrooke. "Sie hat den Taliban kein bisschen Schaden zugefügt, aber die Bauern arbeitslos gemacht." Künftig würden die USA die Vernichtung von Schlafmohn, dem Grundstoff für Heroin, nicht mehr unterstützen. "Damit machen wir Schluss." Aus Afghanistan kommen mehr als 90 Prozent des weltweit erzeugten Heroins. Der deutschstämmige Diplomat Holbroooke, der auch im Bosnien-Krieg vermittelte, gilt eigentlich eher als Verfechter militärischer Lösungen.

Das Scheitern der Anti-Drogen-Politik wird auch durch Zahlen der Vereinten Nationen untermauert. Trotz millionenschwerer Gegenprogramme sei die Produktion bis 2008 stetig gestiegen. Sie habe sich seit Beginn der US-Invasion 2001 vervierzigfacht. Der oberste UN-Drogenbekämpfer Antonio Maria Costa bezeichnete die US-Drogenpolitik am Hindukusch als traurigen Witz. "Traurig deshalb, weil viele afghanische Polizisten und Soldaten getötet und nur etwa 5000 Hektar zerstört wurden." Das entspreche etwa drei Prozent der Mohnanbaufläche.

Der Iran nahm an den G8-Beratungen über Afghanistan nicht teil. Die Führung der Islamischen Republik ist Costa zufolge aber entschlossen, regionale Aktionen gegen den Rauschgifthandel mitzutragen. "Das ist neu, das hat es in der Vergangenheit nicht gegeben", sagte Costa.