Seit der umstrittenen Präsidentenwahl im Iran hatte sich ein politischer Konflikt zwischen den Regierungen in London und Teheran entwickelt, doch nun hat er sich dramatisch zugespitzt.

Hamburg/Teheran. Neun Mitarbeiter der britischen Botschaft in der iranischen Hauptstadt wurden von Sicherheitskräften festgenommen. Ihnen wurde vorgeworfen, in die teilweise gewalttätigen Proteste der vergangenen Tage verwickelt gewesen zu sein. Einige der Festgenommenen wurden bereits am Sonntag wieder auf freien Fuß gesetzt, andere - die genaue Zahl war gestern noch unklar - blieben in Haft.

Der britische Außenminister David Miliband sagte am Rande des Außenministertreffens der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die Verhaftung der Botschaftsangehörigen sei "Drangsalierung und Einschüchterung". "Wir wollen, dass sie sofort unversehrt freigelassen werden", forderte Miliband. Die Vorwürfe, die britische Botschaft sei in die Organisierung der Proteste verwickelt, entbehrten jeder Grundlage.Der politische Streit mit Großbritannien hatte sich an britischer Kritik am Wahlausgang im Iran entzündet. In der vergangenen Woche hatte das Mullah-Regime zwei britische Diplomaten ausgewiesen, London hatte sich mit der Ausweisung zweier iranischer Diplomaten revanchiert.

Der führende Kleriker Ahmed Chatami, der erst vor wenigen Tagen öffentlich eine "grausame Todesstrafe" für die "Rädelsführer" der Proteste gefordert hatte, warf den Briten beim Freitagsgebet "Bösartigkeit" vor. Präsident Mahmud Ahmadinedschad drohte indessen: "Ohne Zweifel wird die neue iranische Regierung dem Westen entschiedener und machtvoller begegnen." Augenzeugen berichteten, dass es gestern erneut heftige Zusammenstöße zwischen etwa 3000 Demonstranten und der Polizei gegeben habe. Die Polizei setzte dabei Tränengas ein.