Scheicha Mouza bint Nasser al-Missned ist auf Einkaufstour in Europa. Begonnen hat sie in Paris.

Hamburg. Wenn das Land öde ist, müssen die Menschen umso interessanter sein. Und das Emirat Katar am Persischen Golf mit seinen Salzsümpfen und Geröllwüsten ist noch um einiges unwirtlicher als seine arabischen Nachbarn.

"Der langweiligste Ort der Welt" grauste sich einst ein Reiseführer. Doch dass die Herrscherfamilie öde ist, wird niemand behaupten. Emir Hamad bin Chalifa Al Thani, ein absoluter Monarch, der 1995 seinen Vater vom Thron stieß, ist bei seinen knapp eine Million Untertanen respektiert und auch gefürchtet. Doch der Emir steht auch für die Modernisierung seines Landes; und der Motor hinter den Reformen ist eine starke Frau: Scheicha Mouza bint Nasser al-Missned. Die attraktive Soziologin, die den Emir 1977 an der Universität von Katar kennenlernte, gilt als Graue Eminenz im Staat. Sie ist dem Herrscher von seinen drei Frauen die liebste, und sie greift kräftig in die Speichen der Politik.

Die Scheicha ist unter anderem Unesco-Sonderbotschafterin, Vorsitzende der staatlichen Stiftung für Erziehung und Bildung, Präsidentin des Obersten Rates für Familienangelegenheiten und besitzt etliche Ehrendoktorwürden westlicher Universitäten. Es soll auf ihre Initiative zurückgehen, dass die Frauen in Katar heute das aktive und passive Wahlrecht haben. Das US-Magazin "Time" schrieb, die siebenfache Mutter - von fünf Söhnen und zwei Töchtern - sei die Architektin einer Erziehungsoffensive, die Frauen neue Optionen gebe.

Die weltoffene Monarchin, die ihre Reformen mit bewundernswerter Geschmeidigkeit entlang den strengen Richtlinien des Islam navigiert, wurde vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" unter den 100 mächtigsten Frauen der Welt aufgelistet. In Sachen Eleganz und Einfluss wird sie bereits in einem Atemzug mit Michelle Obama und Carla Bruni genannt.

Scheicha Mouza bint Nasser al-Missned gilt auch als treibende Kraft im Zusammenhang mit dem möglichen Einstieg des Emirats beim Sportwagenhersteller Porsche. Die Zuffenhausener können frische Milliarden dringend brauchen, und die kluge Scheicha weiß, dass Öl und Gas nicht ewig aus dem dürren Boden fließen werden.

Ihr Lieblingsprojekt ist deshalb ein Technologiepark in Katar, wo bereits 23 internationale Unternehmen ansässig sind - und Porsche wäre auf dem Areal hochwillkommen. Denn zu Sportwagen hat die elegante First Lady, die dem Luxus nicht abhold ist, auch privat ein enges Verhältnis: Als Porsche-Chef Wendelin Wiedeking ihren Fuhrpark inspizieren durfte, soll er ziemlich beeindruckt gewesen sei. Doch die Verhandlungen ziehen sich wie Kaugummi - und die Scheicha sieht sich schon mal in Frankreich nach Möglichkeiten um, einiges von ihrem unermesslichen Vorrat an Geld zu investieren.