Brüssel will den Verkauf erlauben, sofern die Produkte nicht von Klontieren selbst, sondern von deren Nachkommen stammen.

Hamburg. Fleisch und andere Produkte von den Nachkommen geklonter Tiere können bald in deutschen Supermärkten verkauft werden. Die EU-Agrarminister einigten sich gestern in Luxemburg auf entsprechende Änderungen der EU-Verordnung für neuartige Lebensmittel und machten damit den Weg zur Vermarktung von Klonfleisch frei. Der Verkauf von Fleisch der geklonten Tiere selbst ist in der EU verboten.

Zuvor hatte die Bundesregierung ihren Widerstand gegen die Neuregelung aufgegeben. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) stellte aber klar, dass das Fleisch von geklonten Tieren in Deutschland und der EU weiterhin nicht zulässig ist. Für das Fleisch der Nachfolgegeneration gebe es aber eine Gesetzeslücke. "Das heißt, es dürfte zum jetzigen Zeitpunkt vertrieben werden", sagte die Ministerin. Strengere Auflagen für die Vermarktung dieses Fleisches seien de facto "eine Verschärfung der Regelung auf europäischer Ebene".

Das geplante Gesetz sieht jetzt vor, zunächst Produkte von geklonten Tieren sowie der ersten Generation ihrer Nachkommen mit dem EU-üblichen Anmeldeverfahren über die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zuzulassen. Gleichzeitig soll die Europäische Kommission aber einen Vorschlag erarbeiten, der die ethischen Bedenken bei dem künftigen Vorgehen bei Klonfleisch berücksichtigt, und gegebenenfalls einen Gesetzesentwurf vorlegen. Das Europaparlament muss diesem Vorgehen noch zustimmen.

Dort regt sich bereits heftiger Widerstand. Das Europaparlament hat sich mehrfach gegen das Klonen von Tieren zu Nahrungsmittelzwecken und gegen die Einfuhr eines solchen Fleisches ausgesprochen. "Klonfleisch darf nicht auf den Tellern europäischer Verbraucher landen", erklärte der CSU-Abgeordnete Markus Ferber. Der EU-Parlamentarier Martin Häusling (Grüne) sprach von einer "Provokation für das Europäische Parlament". Auch die EFSA-Behörde hatte Bedenken angemeldet. Grundsätzlich sei Klonfleisch zwar unbedenklich, es gebe aber noch längst nicht ausreichende wissenschaftliche Forschungen.

Gesundheitliche Risiken spielen auch für die ablehnende Haltung von Experten kaum eine Rolle. Es sind eher ethische Probleme wie der Tierschutz, aber auch ökonomische Bedenken sowie wertvolle Patente und Rechte an Klontieren, die zur Ablehnung von Klonlebensmitteln führen. Kritiker fürchten, dass die EU-Staaten mit der Neuregelung den Weg für die Einfuhr von Klonfleisch etwa aus den USA frei machen. Dort gab die Behörde für Lebensmittelaufsicht FDA Anfang 2008 grünes Licht für Produkte geklonter Kühe, Schweine und Ziegen - ohne spezielle Kennzeichnungspflicht. Kritiker in den USA bezeichnen geklonte Nahrungsmittel in Anspielung auf Frankenstein als "Frankenfoods".

Tatsächlich kommt Klonfleisch bislang nirgends auf den Tisch, weil Klonen zur Fleischproduktion wirtschaftlich zu aufwendig und zu teuer ist. So gibt es derzeit weder vermarktungsfähige Produkte noch Zulassungsanträge. Die US-Behörde für Lebensmittelaufsicht geht davon aus, dass Klonverfahren vor allem zur Herstellung wertvoller Zuchttiere verwendet würden. Nicht diese Tiere, sondern nur deren konventionell gezeugten Nachkommen würden in den Handel kommen.