Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen hat das Regime im Iran längst im Griff. Deshalb spielt das Internet für die Opposition zum Austausch von Nachrichten und Neuigkeiten eine große Rolle - allen voran Twitter.

Hamburg. Die Kommunikationsplattform ermöglicht es, Kurznachrichten von bis zu 140 Zeichen an einen bestimmten Empfängerkreis übers Internet und Handy zu verbreiten.

Ruth Jüttner, Nahost-Expertin von Amnesty International sagte dem Abendblatt, dass schon vor dem Wahltag Internetverbindungen immer wieder gestört wurden. Auf Dauer ist es aber bisher nicht gelungen, die Kommunikation unter den Oppositionellen zu unterbinden. Twitter selbst verschob angesichts der Ereignisse im Iran für den Montagabend geplante Wartungsarbeiten. So können weiterhin Nachrichten und Bilder von den Demonstrationen und den Opfern der staatlichen Gewalt verbreitet werden. Schon im Wahlkampf spielte das Internet eine tragende Rolle für die Opposition. "Der Herausforderer Mussawi zum Beispiel mobilisierte seine Anhänger mithilfe von Sozialnetzwerken wie Facebook und Twitter, über die er Informationen über Veranstaltungen, Demonstrationen, Zusammenkünfte verbreitete. Uns wurde berichtet, diese Seiten seien dann für eine begrenzte Zeit, ein oder zwei Tage, im Iran nicht mehr zugänglich gewesen, danach war der Zugang wieder möglich", sagte Jüttner.

Heute haben 23 Millionen Iraner Zugang zum Internet. Vor allem die wohlhabenderen Schichten in den großen Städten des Landes verfügen über Online-Zugänge. Die Bedeutung des Netzes wächst, seit vom Jahr 2000 an immer wieder Reformzeitungen verboten wurden. Jüttner: "Teilweise haben die Chefredakteure versucht, ähnliche Zeitungen mit demselben Personal unter neuem Namen registrieren zu lassen, die aber auch häufig nach wenigen Ausgaben von der Zensur wieder verboten wurden." Zahlreiche Journalisten, die in diesen reformorientierten Blättern schrieben, seien unter Druck geraten, vorgeladen und verhört worden, etliche seien wegen ihrer Artikel zu Haftstrafen verurteilt worden. Das habe dazu geführt, dass viele Journalisten, Aktivisten und Studenten auf das Internet ausgewichen sind und ihre Meinungsforen dort eingerichtet haben.

"Aber auch Ahmadinedschad hat seine eigene Homepage und einen eigenen Blog, in dem er regelmäßig Einträge veröffentlicht", sagte Jüttner.