Die Siegeserklärung kam am Mittag, als noch nicht einmal ein Drittel der Stimmen ausgezählt war. Der African National Congress (ANC) bedankte sich...

Johannesburg. Die Siegeserklärung kam am Mittag, als noch nicht einmal ein Drittel der Stimmen ausgezählt war. Der African National Congress (ANC) bedankte sich bei den südafrikanischen Wählern für "das erneuerte Mandat ". Man hätte die Erklärung schon Wochen vor der Wahl verfassen können - der Sieg der Regierungspartei bei den vierten demokratischen Parlamentswahlen am Mittwoch und damit die Präsidentschaft ihres umstrittenen Spitzenkandidaten Jacob Zuma galten als sicher.

Der ANC bleibt damit die alles dominierende Partei Südafrikas. Am Abend führte sie nach Auszählung von 56 Prozent der Wahllokale mit 66,6 Prozent der Stimmen und würde damit knapp die Zweidrittelmehrheit halten.

Mit weitem Abstand folgen die überraschend erfolgreichen Oppositionsführer der Democratic Alliance (DA) mit 17,2 Prozent (plus 4,9) und die neue Oppositionspartei Congress of the People (Cope) mit 8,1 Prozent. Während die 23 anderen, kleinen Parteien insgesamt verloren, werden DA und Cope die parlamentarische Debatte beleben.

Tausende von Zumas Anhängern feierten den Sieg in Johannesburg. "Amandla Awethu", riefen sie - die Macht gehört uns. Diese Wahlen haben dank des gleichermaßen charismatischen wie umstrittenen Politikers mobilisiert wie seit den ersten demokratischen Wahlen im Jahr 1994 nicht mehr - und polarisiert wie noch nie. Die Wahlkommission IEC ging von einer Wahlbeteiligung von 77 Prozent aus. Eine Steigerung von knapp 20 Prozentpunkten zu 2004.

Die Beteiligung überraschte IEC und Wähler gleichermaßen. Im Joubert-Park von Johannesburg betrug die Wartezeit schon am Morgen mehr als vier Stunden. Viele Stationen öffneten bis weit nach Mitternacht. Doch obwohl mit mehr als 50 Millionen Wahlzetteln mehr als doppelt so viele Formulare wie registrierte Wähler (23 Millionen) gedruckt wurden, gingen sie an vielen Wahlzelten aus. "Das ist ein fundamentaler Fehler", zürnte die deutschstämmige Oppositionsführerin und Kapstädter Bürgermeisterin Helen Zille (DA).

Selten hat sich ein Wahlkampf so sehr an einer Person entbrannt. Jacob Zuma konnte glaubhaft machen, er werde die sozialen Unterschiede Südafrikas abbauen. Helen Zille kritisierte unermüdlich die vermeintlichen Verfehlungen Zumas, gegen den über 700 Anklagepunkte zu angeblichen Korruptionsvergehen vorgelegt wurden. Zum Prozess kam es nie. Für das Land sei eine erneute Zweidrittelmehrheit des ANC "eine Gefahr", so Zille.