Nach der Terrorserie in Bombay erhöhen die USA und Indien den Druck auf die Atommacht Pakistan. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte gestern in...

Neu-Delhi/London. Nach der Terrorserie in Bombay erhöhen die USA und Indien den Druck auf die Atommacht Pakistan. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte gestern in London, die USA erwarteten von Pakistan "lückenlose und uneingeschränkte" Kooperation. Rice wird morgen in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi erwartet. Nach Berichten indischer Medien bestellte das Außenministerium den pakistanischen Botschafter ein und legte Protest ein.

Israel will die getöteten Opfer im jüdischen Gemeindezentrum in Bombay nach Israel ausfliegen. Die Leichen würden noch identifiziert, hieß es.

Nach Angaben des zuständigen Staatsministers im Außenministerium, Anand Sharma, stammten die Angreifer "alle" aus Pakistan. Er sprach von einem "enormen Rückschlag in den Beziehungen". Pakistans Präsident Asif Ali Zardari wehrte sich gegen die Vorwürfe und warnte Indien vor einer "Überreaktion". Der Nachrichtensender NDTV meldete, indische Grenztruppen hätten ihre Patrouillen an der Grenze zu Pakistan verstärkt. Sollten die Spannungen eskalieren, könnten die rund 100 000 pakistanischen Soldaten von der afghanischen an die indische Grenze verlegt werden, berichteten pakistanische Medien.

Laut Zeitungsberichten sagte der einzige festgenommene Attentäter der Terrorgruppe, der 21-jährige Ajmal Amir Kasav, im Verhör, die Gruppe habe sich ein Jahr lang in einem Trainingslager der radikalislamischen Organisation Lashkar-i-Taiba in Pakistan vorbereitet. Sie hätten sich Google-Earth-Karten von Bombayer Straßenzügen einprägen müssen, um ihre Ziele zu finden, sagte er laut einem CNN-IBN-Bericht. Die Gruppe sei über Karatschi auf dem Seeweg nach Bombay gekommen.

Nach Berichten der "Hindustan Times" soll der indische Geheimdienst schon vor mindestens zehn Monaten Kenntnis gehabt haben, dass Lashkar-i-Taiba einen Anschlag auf ein Fünf-Sterne-Hotel in Bombay geplant habe. Auch der Vorsitzende der Tata-Group, der das Hotel Taj Mahal gehört, sagte gestern auf CNN, man habe solche Hinweise gehabt. Das Vorfahren mit Autos vor den Eingang sei daher verboten worden, alle Gäste und ihr Gepäck hätten Metalldetektoren passieren müssen. Aber auch diese Vorkehrungen hätten den Angriff nicht stoppen können. Die Angreifer seien "von der Rückseite hineingekommen ... Sie kamen durch die Küche, sie wussten, was sie taten."

Die politische Führung Indiens blieb wegen Kritik an ihrer Sicherheitspolitik weiter unter Druck. Innenminister Shivraj Patil trat bereits am Sonntag zurück. Gestern bot der Regierungschef des Bundesstaates Maharashtra, Vilasrao Deshmukh, seinen Rücktritt an. Sein Stellvertreter, R.R. Patil, gab sein Amt auf. Bombay ist die Hauptstadt Maharashtras.