Mehrere hundert Menschen sind bei Unruhen zwischen Christen und Moslems in Nigeria getötet worden. Über 10 000 Menschen sind auf der Flucht.

Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen nach der Kommunalwahl am vergangenen Donnerstag sind in Nigeria bis zu 400 Menschen getötet worden, Tausende sind auf der Flucht. Die genauen Zahlen sind noch nicht zu beziffern. Ein Vertreter des Roten Kreuzes in Jos, der Hauptstadt des Bundesstaats Plateau, sprach von 300, der Imam der Moschee von Jos von 400 Toten. Der Informationsminister des Bundesstaats bestätigte den Tod von mindestens 200 Menschen. Die Stadt liegt genau dort, wo der überwiegend christliche Süden und der islamische Norden aneinandergrenzen.

Die Ausschreitungen bedeuten eine erste große Herausforderung für den 2007 gewählten muslimischen Präsidenten Umaru Yar'Adua , der auf den Christen Olusegun Obasanjo folgte.

Mehrere hundert Menschen sind bei Unruhen zwischen Christen und Moslems in Nigeria getötet worden. In einer Moschee der Hauptstadt des Bundesstaats Plateau, Jos, habe er mehr als 380 Tote gesehen, sagte ein Reporter des Senders Radio France Internationale. Mehr als 10 000 Menschen flohen vor den Kämpfen aus ihren Häusern, so das Rote Kreuz. Auf den Straßen sollen bereits verwesende Leichen liegen. Die Hilfsorganisation befürchtet den Ausbruch von Seuchen. Der Gouverneur des Bundesstaats verhängte eine Ausgangssperre für Teile der Stadt.

Am Sonntag herrschte in der Stadt gespannte Ruhe. Polizei und Armeeeinheiten patrouillierten auf den Straßen von Jos. Der Gouverneur des Bundesstaates hatte in der Hauptstadt und der angrenzenden Region eine 24-stündige Ausgangssperre verhängt. Die Sicherheitskräfte erhielten den Befehl, sofort zu schießen, wenn es zu neuen Ausschreitungen kommen sollte.

Mehr als 2000 mutmaßliche Gewalttäter wurden seit Freitag festgenommen. Viele von ihnen waren mit Gewehre, Dolche und Schwerter bewaffnet. Einige der überwiegend jungen Männer erklärten, sie seien aus den benachbarten muslimisch geprägten Bundesstaaten Bauchi und Gombe nach Jos gebracht worden, berichtete die Zeitung "Vanguard" am Sonntag.

Die Kommunalwahl am Donnerstag waren der Auslöser für die Unruhen. Die Gewalt eskalierte, als Gerüchte über eine Wahlniederlage der muslimischen Partei ANPP gegen die christlich dominierte PDP die Runde machten. Seit Beginn der Kämpfe am Freitag wurden nach Angaben von Anwohnern mehrere Moscheen und Kirchen zerstört, mehr als 300 Menschen wurden laut Rotem Kreuz verletzt. Allerdings spricht vieles dafür, dass nicht alleine Verzögerungen bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse und Vorwürfe der Wahlmanipulation zu den Unruhen führten. In dem Bundesstaat ist es in der Vergangenheit mehrfach zu ethnisch-religiösen Ausschreitungen gekommen. Erzbischof Ignatius Kaigama geht davon aus, dass die Angriffe "sorgfältig geplant" und die Wahlen nur ein Vorwand gewesen seien.

Es sind die schlimmsten Ausschreitungen im Staat Plateau seit 2004, als bei Kämpfen zwischen Christen und Muslimen rund 700 Menschen ums Leben kamen. 2001 gab es bei ähnlichen Unruhen mehr als 1000 Tote.

Schon lange Unruhen im Land

Ein Teil der nördlichen Bundesstaaten führte 1999 die islamische Rechtsprechung Scharia ein - nicht zuletzt als Machtdemonstration mit Blick auf den frisch gewählten christlichen Präsidenten Obasanjo. Es war das erste Mal seit Jahrzehnten, dass ein Vertreter des christlichen Südens die Macht übernahm.

Seitdem kam es mehrfach zu Ausschreitungen im zentral gelegenen Bundesstaat Plateau, wo beide Welten aufeinanderprallen. 2001 starben bei Kämpfen zwischen Christen und Muslimen mehr als tausend Menschen. Vor vier Jahren wurden ebenfalls mindestens 200 Muslime getötet. Streitpunkt ist nicht zuletzt das fruchtbare Land in der Region, wo sich die christliche Bevölkerung durch muslimische Neusiedler vom Volk der Hausa-Fulani wirtschaftlich bedroht fühlt.