Bremer Reeder Stolberg begrüßt Initiative der Bundesregierung. Soldaten sollen auf Frachtern mitfahren.

Hamburg/Berlin. Die Piraten, die vor Somalia den Supertanker "Sirius Star" gekapert haben , nehmen die Drohungen islamischer Milizen , das Schiff aus ihrer Gewalt zu befreien, offenbar ernst. Gestern verlegten sie das saudi-arabische Schiff weiter aufs Meer. Zugleich schraubten die Seeräuber ihre Lösegeldforderung herunter. Statt 25 Millionen Dollar verlangten sie nach Angaben einer Islamistengruppe nur noch 15 Millionen Dollar, obwohl der Tanker Öl für 100 Millionen Dollar geladen hat. Die neue Summe hätten ihm Mittelsmänner genannt, sagte der Sprecher der Gruppe ICU, Abdirahim Isse Adow.

Der saudische Öl-Konzern Aramco geht nach eigenen Angaben davon aus, lediglich rund drei Millionen Dollar bezahlen zu müssen, um das Schiff noch in dieser Woche zurückzuerhalten. Die Zeitung "Okaz" berichtete, ein US-Unternehmen werde die Übergabe des Geldes organisieren. Das saudische Kabinett hatte am Vortag in einer Sitzung, an der König Abdullah teilnahm, über die Piraten-Krise beraten. Ob das niedrigere Lösegeld mit der Drohung somalischer Islamisten gegen die Piraten zu tun hat, blieb zunächst unklar.

Gleichzeitig kam Bewegung in die Diskussion um die gezielte Piratenbekämpfung durch die Europäische Union (EU). Das Bundesverteidigungsministerium will nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" für den EU-Einsatz "Atalanta" vor Somalia bis zu 1400 Soldaten bereitstellen. Dazu solle eine Fregatte am Horn von Afrika operieren. Außerdem ist vorgesehen, dass deutsche Sicherungskommandos auf Frachtern deutscher Reeder zum Schutz vor Piraten mitfahren.

Der Bremer Reeder Niels Stolberg begrüßte die Initiative der Bundesregierung. "Die Entsendung von 1400 Soldaten ist ein willkommenes Mittel und ein starkes Signal an die immer dreister und aggressiver werdenden Piraten, dass sich die internationale Gemeinschaft nicht alles gefallen lässt", sagte Stolberg dem Abendblatt.

Der Gründer und Chef der Reederei Beluga Shipping war im August selbst Opfer der Piraterie geworden. Drei Wochen lang wurde sein Frachter "BBC Trinidad" nach einer Kaperung am Horn von Afrika festgehalten. Gegen 1,1 Millionen Dollar Lösegeld kamen Besatzung und Schiff wieder frei.

Den Einsatz bewaffneter Kommandos an Bord der Schiffe hält der Reeder für praktikabel: "Sollten Soldaten oder Marineexperten die Frachtschiffe direkt begleiten, müssten sie in stetem Kontakt mit der Einsatzleitung stehen", sagte Stolberg. "Wichtig wäre, dass sie bei einem bewaffneten Angriff der Piraten unverzüglich Maßnahmen koordinieren können, die eine Kaperung verhindern."

Eine Gruppe von Reedern hatte sich zuvor erstmals für eine völlige Seeblockade ausgesprochen. Die Nato, die derzeit vier Schiffe in der Region im Einsatz hat, wies den Vorschlag jedoch zurück.

Unterdessen wurde die Entführung eines weiteren Schiffes gemeldet. Kontakt zu dem Frachter aus dem Jemen mit Baumaterial an Bord besteht bereits seit einer Woche nicht mehr.

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