Super-Beute am Horn von Afrika: Somalische Seeräuber haben einen 330 Meter langen saudischen Öltanker vor der kenianischen Küste gekapert - vermutlich das größte Schiff, das sie in den letzten Monaten in ihre Gewalt brachten.

An Bord der bereits am Wochenende entführten "Sirius Star" seien 25 Besatzungsmitglieder, teilte ein Sprecher der US-Marine am Montag mit. Erstmals schlugen die somalischen Seeräuber damit weit außerhalb ihres üblichen Operationsgebietes zu.

Der Super-Tanker sei etwa 800 Kilometer südöstlich der kenianischen Hafenstadt Mombasa gekapert worden, sagte ein Sprecher der 5. Flotte der US-Marine. Inzwischen haben die Seeräuber Kurs auf die somalische Küste genommen. Ihr Ziel ist wahrscheinlich Eyl in der halbautonomen Region Puntland im Norden Somalias. Die Stadt gilt als Hochburg der Piraten.

Nach Angaben des Außenministeriums in London sind auch zwei Briten an Bord des erst im März fertiggestellten Schiffes, das unter liberianischer Flagge fährt. Zudem sollen Kroaten, Polen, Philippiner, Italiener und Saudis zur Crew gehören. Die philippinische Regierung forderte verstärkte Sicherheitsmaßnahmen in der Region. Eine Sprecherin verwies am Montag auf die mehr als 90 philippinischen Seeleute, die sich zum Teil seit Monaten in der Gewalt von Piraten befänden.

Allein bis Ende September gab es mehr als 60 Piratenüberfälle vor der somalischen Küste. Insgesamt wurden seit Jahresbeginn 63 Zwischenfälle gemeldet. Erst in der vergangenen Woche kaperten somalische Piraten im Golf von Aden ein philippinisches Frachtschiff mit 23 Besatzungsmitgliedern an Bord. Einen zweiten Piratenangriff im Golf von Aden konnte die indische Kriegsmarine verhindern, als ein indisches Kriegsschiff einen Notruf des indischen Handelsschiffes "MV Jag Arnav" empfing.

Der Golf von Aden gilt als der gefährlichste Seeweg für Handelsschiffe, weil dort Seeräuber aus dem Bürgerkriegsland Somalia ihr Unwesen treiben. Ziel der Piraten ist es meist, Lösegelder in Millionenhöhe zu erpressen. Mindestens zwölf Schiffe und rund 250 Besatzungsmitglieder sollen noch in der Hand der Seeräuber sein, darunter auch der ukrainische Frachter "Faina" mit 33 Kampfpanzern an Bord.

Vor der Küste Somalias sind Kriegsschiffe der NATO gegen Piraten im Einsatz, die EU will von Mitte Dezember an fünf bis sieben Schiffe in den Einsatz gegen die Seeräuber schicken. Auch andere Staaten haben bereits Kriegsschiffe in die Region entsandt.